Am vergangenen Dienstag haben Oberstleutnant i. G. Sean Papendorf und Hauptmann Martin Waltemathe viele interessierte Bürgerinnen und Bürger im Bürgerzentrum begrüßt. An diesem Abend erklärten die beiden Soldaten aus dem Stab der Panzerbrigade 21, wie sich die Brigade zukünftig aufstellen wird und welche Änderungen auf die Gemeinde Augustdorf zukommen werden. Auch wenn noch nicht alle Details geklärt sind, steht bereits fest, dass künftig keine Panzerbrigade mehr in Augustdorf stationiert sein wird und das auch der Name „Lipperland“ zur Diskussion steht.

Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Thomas Katzer die anwesenden Bürgerinnen und Bürger. Zudem begrüßte er den Bürgermeister der Stadt Lage, Matthias Kalkreuter. Lage pflegt eine Patenschaft zum Panzerbataillon 203, welches in Augustdorf stationiert ist. Brigadegeneral Willer konnte an dem Termin nicht teilnehmen, weil dieser anderweitig gebunden war.

Heer im stetigen Wandel

Zu Beginn führte Hauptmann Waltemate in die Thematik ein. Die Veränderungen ergeben sich aus dem Zielbild Heer 2025. In der Vergangenheit habe es bereits verschiedene Zielbilder für das Heer gegeben, so Waltemate. Einen Zäsur habe auch die Bundeswehr am 24.02.2022 erlebt, als die Russische Föderation in die Ukraine einmarschiert ist. Militärisch betrachtet habe diese Zeitenwende allerdings bereits mit der Annexion der Krim ergeben. Im Vordergrund stehe inzwischen wieder vermehrt die Landes- und Bündnisverteidigung.

Die aktuelle Heeresstruktur 2011 sei auf den Afghanistan-Krieg ausgerichtet gewesen. Im Fokus stand die Bereitstellung von Schutztruppen und der Wissenstransfer. Diese Strukturen passen allerdings nicht in die aktuelle Sicherheitslage. Für die Verteidigung der Landes- und Bündnisgrenzen müsse die Kaltstartfähigkeit ausgebaut werden, welche aktuell nicht verfügbar sei, erklärt Waltemate. Die Bundeswehr stehe hierbei vor einem hohen Optimierungsdruck, weil der Strukturwandel schnell erfolgen solle.

Mittlere Kräfte kommen

Die neue Struktur soll die Einsatzbereitschaft, Kriegstauglichkeit und Kaltstartfähigkeit erhöhen. Hierfür sollen die bereits bestehenden Schweren Kräfte wie Panzer- und Panzergrenadiere sowie die Leichten Kräfte wie Fallschirmjäger um Mittlere Kräfte ergänzt werden. Diese sollen Radfähig sein und hierdurch schneller verlegbar sein.

Während die Leichten Kräfte „die Tür aufstoßen“ sollen, werden die Mittleren Kräfte einen „Keil in die Tür“ legen bis schließlich die Schwerden Kräfte vor Ort sind. Letztere müssen allerdings saufwendig, zum Beispiel mit Zügen, transportiert werden. Es handle sich um eine Neuerung innerhalb der Bundeswehr. Aus diesem Grund sei „die beste Brigade des Heeres“ hierfür ausgewählt worden.

Auch die Panzerbrigade 21 wird von den Änderungen betroffen sein. So werden die Schweren Kampftruppen zum einen der Panzerlehrbrigade 9 in Munster (Panzerbataillon 203) und der Panzergrenadierbrigade 37 in Sachsen (Panzergrenadierbataillon 212) unterstellt. Gleichzeitig werden künftig die Jägerbataillone 413 aus Togelow und 91 aus Rotenburg der Brigade in Augustdorf unterstellt. Auch soll die Brigade wieder ein Artilleriebataillon bekommen. Dieses soll wahrscheinlich in Osterheide (Niedersachsen) aufgestellt werden.

Keine Panzerbrigade mehr

„Damit verliert die Brigade den Charakter einer Panzerbrigade“, erklärt Hauptmann Waltemate. Mit dem Wechsel in der Unterstellung Ende März wird die Augustdorfer Brigade keine Panzerbrigade mehr sein. „Damit wird auch die Traditionslinie der Panzerbrigade 21 enden“, sagt der Hauptmann. Aktuelle Überlegungen sehen vor, dass sie zukünftig als Kavalleriebrigade bezeichnet wird.

Da sich die Brigade künftig auf vier Bundesländer verteilen wird (Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW) müsse auch geschaut werden, ob der ortsbezogene Namenszusatz „Lipperland“ auf Dauer erhalten bleibe.

An der Stationierung ändere sich allerdings nichts. Das Panzerbataillon 203 und das Panzergrenadierbataillon 212 werden weiterhin in Augustdorf stationiert bleiben. Auch kommen keine neuen Einheiten hinzu. „Künftig wird es allerdings so sein, dass neun von zehn Soldaten nicht mehr dem Brigadegeneral in der Kaserne unterstellt sein werden. „Zur großen Freude unserer Nachbarn in Schlangen und Bad Lippspringe werden wir auch weiter in der Senne schießen“, sagt der Hauptmann.

Rad- statt Kettenpanzer

Allerdings kommt auf die neue Brigade noch einige Arbeit zu. Die bisherigen Infanteriebataillone sollen umgebaut werden. Für die Brigade soll der GTK Boxer das Standardfahrzeug werden. Den Infanteristen soll hierbei eine 30mm-Kanone unterstützen. Allerdings müssen auch die anderen Fahrzeuge in der Brigade ihre Ketten verlieren. Hier befinde sich die Bundeswehr aktuell in der Planung.

Die Umrüstung soll erfolgen, damit die Mittleren Kräfte, wozu die Brigade künftig zählen soll, schnell verlegt werden kann. Aktuell sei die Bundeswehr in Litauen stationiert und der Transport der Kettenfahrzeuge sein ein „Alptraum“ so Oberstleutnant i. G. Papendorf. Die Radfahrzeuge könnten über die Straßen verlegt werden.

Die Soldaten bedankten sich hierbei auch für die Unterstützung der Gemeinde Augustdorf und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Diese sei auch in Zukunft wichtig.

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