Jedes Jahr am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent wird in Deutschland der Volkstrauertag begangen. An diesem Tag hängen die Flaggen als Zeichen der Trauer auf Halbmast. Die Ursprünge dieses Tages reichen dabei bis in das Jahr 1924 zurück.[1]
Erste Anregungen für einen nationalen Trauertag kamen bereits im Jahr 1919 zur Sprache. Während der Debatte um die Einführung eines Feiertages am 1. Mai brachten mehrere Abgeordnete der Nationalversammlung einen solchen Gedenktag ins Gespräch. Nachdem sich am 16. Dezember 1919 der Volksbank Deutsche Kriegsgräberführsorge (Volksbund) gründete, wurde dieser Gedanken von dem Verein weiterverfolgt.[2]
Im Jahr 1922wurde erstmals eine Gedenkstunde im Deutschen Reichstag durchgeführt. In seiner Rede rief der sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Löbe zur „Abkehr von Hass“ auf und warb für die Versöhnung und Verständigung der Menschen.[3] Am 1. März 1925 erstmals ein Volkstrauertag durch den Volksbund durchgeführt. Ein gesetzlich geschützter Feiertag scheiterte allerdings aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen. Insbesondere auch der Tag, an dem der nationale Trauertag begangen werden sollte, sorgte für Kontroversen. Einige wollten den 9. November als Tag der Kapitulation, andere den 28. Juni als Tag der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages.[4]
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Volkstrauertag zu einem Heldengedenktag umgewandelt. Damit schaffte Propagandaminister Joseph Goebbels nicht einen Gedenktag für die Toten, sondern einen Tag zur Heldenverehrung. Die Durchführung oblag der Wehrmacht und der NSDAP. Aufgrund der Heldenverehrung wurden die Flaggen folglich auch nicht mehr auf Halbmast gesetzt.[5]
Der Volkstrauertag ist kein gesetzlicher Feiertag. In NRW gilt der Tag als „Gedenk und Trauertag“ und zählt zu den stillen Feiertagen. So sind öffentliche Veranstaltungen, welcher der Unterhaltung dienen, im Zeitraum von 5 bis 18 Uhr untersagt. Auch sportliche Veranstaltungen sind zwischen 5 und 13 Uhr untersagt.[6] Heute gedenken die Menschen an diesem Tag nicht nur den gefallenen Soldaten in den Weltkriegen, sondern auch den Opfern der nationalsozialistischen Diktatur und den Opfern der DDR-Diktatur.[7] In diesem Jahr stehen auch die Opfer von Putins-Krieg gegen die Ukraine im Zentrum des Gedenkens.[8]
[1] Bundesministerium des Inneren und für Heimat (o. J.): Volkstrauertag. URL: https://www.protokoll-inland.de/Webs/PI/DE/nationale-gedenk-feiertage/volkstrauertag/volkstrauertag-node.html (Abruf: 12.11.2022)
[2] Petersen, T. (1998): Die Geschichte des Volkstrauertages. 2. Auflage. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. S. 9 ff.
[3] Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (2022): Zum Volkstrauertag am 13. November 2022. S. 56
[4] Ebd.: S. 9 ff.
[5] Ebd.: S. 17 ff.
[6] § 2 Abs. 2 und § 6 Abs. 1 Gesetz über die Sonn- und Feiertage
[7] Bundeszentrale für politische Bildung (o. J.): Volkstrauertag. URL: https://www.hanisauland.de/wissen/kalender-allgemein/kalender/volkstrauertag (Aufruf: 12.11.2022)
[8] Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (2022): a. a. O. S. 4 f.