Kampftruppenbataillone des Heeres werden im Gefecht durch weitreichendes Artillerie- oder Mörserfeuer unterstützt. Die Zielaufklärung und Anforderung des Steilfeuers übernehmen Feuerunterstützungsteams (Joint Fire Support Teams), die mit den Kampfkompanien an vorderster Front eingesetzt werden. Stehen diese Spezialisten nicht zur Verfügung oder sind Funksysteme und technische Aufklärungsmittel nicht mehr einsatzbereit, so greift das Heer auf ein bewährtes Notverfahren zurück. Im sogenannten „Sehstreifenverfahren“ kann das Artillerie- oder Mörserfeuer durch die Kampftruppe selbständig ins Ziel gelenkt werden. In einer mehrtägigen Weiterbildung hat das Jägerbataillon 1 aus Schwarzenborn dem Führerkorps der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ dieses bewährte Verfahren wieder nähergebracht.

Höhepunkt der Ausbildung: Scharfschießen auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken. Ende September stand zunächst der Grundlagenunterricht in Augustdorf auf dem Programm, bevor Mitte Oktober das erste Mal im Simulator in Schwarzenborn das Verfahren im virtuellen Gefecht praktisch angewendet werden konnte. Mit dem Mörserschießen in der bayrischen Rhön fand die Brigadeweiterbildung einen eindrucksvollen Abschluss. Die 5. Kompanie des Jägerbataillons 1 zeigte mit ihren 120-Millimeter-Mörsern wie Feuerunterstützung für die Kampftruppe im Gefecht aussehen kann. Ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten an diesem sonnigen Herbstnachmittag in Wildflecken die Gelegenheit, das Standardverfahren „live“ auszuprobieren.

Die Zielmeldung, die über Funk an die Feuerleitstelle gegeben wird, enthält neben den Koordinaten und der Beschreibung der Feindkräfte eilig ermittelte Angaben zur Beobachtungslinie zum jeweiligen Ziel. Diese wird als vierstellige Marschkompasszahl angegeben. Die Ausdehnung des Zielraumes im Gelände wird nach demselben Verfahren übermittelt. Auf dieser Zielachse wird das Steilfeuer verteilt, um den gesamten Raum abzudecken. Nach der Meldung der Feuerbereitschaft eröffnen die Steilfeuer-Profis den Feuerkampf auf die gemeldeten Feindkräfte. Durch genaue Schussbeobachtung durch die Kampftruppe kann das Steilfeuer so verlagert werden, dass alle Treffer im Zielraum liegen. „Diese Brigadeweiterbildung richtet sich vornehmlich an Kompaniechefs und Zugführer der Kampftruppe, die dieses Verfahren im Gefecht zwingend beherrschen müssen“, erklärt Oberstleutnant Michael S. vom Stab der Panzerbrigade 21. Der ausgebildete Artilleriestabsoffizier kennt die Grundsätze der taktischen Feuerunterstützung im Detail.

Für Hauptmann Felix E. bot die Weiterbildung der Augustdorfer Kampftruppenbrigade eine große Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit des Mörserzuges der 5. Kompanie seinen Kameradinnen und Kameraden aus den Schwesterbataillonen näher zu bringen: „Ich freue mich, dass wir im scharfen Schuss unter Beweis stellen konnten, dass der 120-Millimeter-Mörser keinesfalls zum „Alten Eisen“ gehört“, betont der Zugführeroffizier. Mörserschießen sei eben noch echtes Handwerk und körperlich enorm fordernd. Der Mörser ist eine Vorderlader-Steilfeuerwaffe und unterstützt hauptsächlich den Kampf der Infanterie gegen Flächenziele. Neben Sprengpatronen werden mit ihm auch Leuchtpatronen für die Gefechtsfeldbeleuchtung und Nebelpatronen verschossen, die dem Feind die Sicht erschweren. Mit einem Gesamtgewicht von 160 Kilo ist der Mörser keinesfalls ein Leichtgewicht.

Der ständige Wechsel der Feuerstellungsräume sowie der Feuerkampf mit dem Vorderlader-Mörser einschließlich der Ladetätigkeiten verlangen den Männern des Mörserzuges aus Schwarzenborn Einiges ab. Trotzdem sind die Soldaten um ihren Zugführer Felix E. stolz auf ihre Fähigkeiten. Mit einer Reichweite von über sechs Kilometern unterstützen sie die Kampftruppen der Brigade mit Mörserfeuer bei Tag und Nacht.

Textquelle: Bundeswehr
Fotoquelle: Bundeswehr / Torben Schreiber / Mit dem 120-Millimeter-Mörser können die Trupps Ziele in Entfernungen über 6000 Meter wirksam bekämpfen.

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