Am Anfang deuten nur ein paar Fahrspuren im Sand darauf hin, dass in diesem Tagen mehrere tausend Soldatinnen und Soldaten in der Senne üben. Auf den zweiten Blick fallen dann auch mehrere Zelte auf, die sich zusammen mit Tarnnetzen gut in die Sennelandschaft einfügen. Vor dem Zelt können Soldaten mit Maschinengewehren, Helm und Schutzweste beobachtet werden. Im Zelt sitzen Soldaten an Laptops und Tischen. Ein Soldat schreibt auf eine Tafel, die an der Zeltwand hängt.

3.300 Soldatinnen und Soldaten, 800 Fahrzeuge und 6 NATO-Mitgliedsstaaten: Seit dem 15. Oktober probt die Britische Armee den Ernstfall in der Senne. Unter dem Namen „CERBERUS“ üben Soldatinnen und Soldaten aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Estland und den USA auf dem Truppenübungsplatz Senne. Die Übung soll planmäßig am 3. November in der Senne beendet werden. Bis zum 22. November sollen die Soldatinnen und Soldaten sowie die Fahrzeuge wieder in Großbritannien sein. Die Britische Armee hat zum Medientag geladen und DIE AUGUSTDORFER NACHRICHTEN waren mit dabei.

Größte Übung seit über zehn Jahren

Auch wenn CERBERUS regelmäßig alle zwei Jahre stattfindet, handelt es sich in diesem Jahr um eine besondere Übung. „Es handelt sich um die größte Übung der britischen Feldarmee auf dem europäischen Festland seit über zehn Jahren“, erklärt der leitende Planer der Übung, Major Josh Sanders.

CERBERUS 2022 verfolgt dabei mehrere Ziele: Zum einen dient die Übung der Vorbereitung einer größeren Übung, die in den nächsten Jahren durchgeführt werden soll. Gleichzeitig soll durch CERBERUS auch geübt werden, wie die britische Armee schnell Soldatinnen und Soldaten auf das europäische Festland verlegen kann. Aus diesem Grund wurde das Szenario auch möglichst realistisch geplant und durchgeführt. Es wird bei dieser Übung allerdings nicht scharf geschossen, erklärt die britische Armee.

Die Senne eigne sich sehr gut, um ein realistisches Szenario in Osteuropa abzubilden, erklärt Major Sanders. Theoretisch gebe sich das britische Militär dreißig Tage, um Kampfpanzer nach Osteuropa zu verlegen. „Praktisch schaffen wir das aus Sennelager in acht Tagen“, erklärt Euen Johnsen von den britischen Streitkräften. Die Übung steht dabei nicht in einem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, erklärt der leitende Planer, Major Sanders. Die Planungen starteten bereits vor 18 Monaten, also bereits deutlich vor der Eskalation des Konfliktes. Er sieht in der Übung auch eine natürliche Ergänzung der Stationierungen der NATO in Osteuropa.

Großbritannien unterstützt NATO-Verbündete

„Großbritannien hat die EU verlassen, aber die Sicherheit ist wichtiger denn je“, erklärt der Pressesprecher der Britischen Armee in Deutschland, Mike Whitehurst. Der BREXIT stellt dabei aber auch das Militär vor Herausforderungen. Bei der Einfuhr von Gütern in die EU gelten auch für das Militär die selben Hürden wie für Privatpersonen und Unternehmen. „Es gibt keine Sonderrechte für das Militär“, erklärt Euen Johnsen. Deutschland verfüge über eine gute Infrastruktur, so lobt Johnsen unter anderem die Deutsche Bahn und das Autobahnnetz.

Anschließend geht es für die Vertreterinnen und Vertreter der Medien in die Senne. Während das Hauptquartier der Division auf dem Gelände aufgebaut wurde, steht hier der Besuch der 12. gepanzerten Infanteriebrigade auf dem Programm. „Die Division lebt im Luxus“, scherzt Pressesprecher Whitehurst. Draußen in der Senne arbeiten und schlafen die Soldatinnen und Soldaten in Panzern und engen Zelten. Notfalls kann das Hauptquartier in wenigen Minuten abgebaut und verlegt werden. Im Ernstfall wird das Zeltlager von einer Infanteriekompanie geschützt.

Digitalisierung und Transformation im Militär

Zum Abschluss des Tages demonstriert die britische Armee ihre Zukunftsfähigkeit. In Zusammenarbeit mit einem britischen Unternehmen wird der „Soldat der Zukunft“ getestet und entwickelt. Hierdurch soll es ermöglicht werden, dass immer weniger Menschen den gefährlichen Kampfhandlungen ausgesetzt werden.

Nach der Demonstration eines ferngesteuerten Transportfahrzeuges, welches wichtige Transportaufgaben übernehmen kann, werden auch neue Methoden präsentiert. In einem Raum sind mehrere Karten und Monitore aufgebaut. In einer Simulation versucht eine feindliche Macht, eine Brücke einzunehmen.

In den Nebenräumen sitzen viele – zumeist junge – Soldatinnen und Soldaten an Computern. Per Xbox-Controller oder Tastatur und Maus steuern sie elektronische Einheiten. „Sie wissen, wie man schießt“, erklärt ein Vertreter des Entwicklers Elbit Systems die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und dem Militär. So wird der Kampf der Battle Group der Zukunft optimiert.

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