Für die Augustdorfer Feuerwehr stand am vergangenen Freitag ein besonderer Dienstabend auf dem Programm. Gemeinsam mit der Löschgruppe Pivitsheide und der Besatzung für die Drehleiter aus Oerlinghausen übte die Feuerwehr auf dem Gelände der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne.

Als die Feuerwehrleute gegen 18.30 Uhr auf das Kasernengelände fuhren, wussten sie noch nicht, was an diesem Abend passieren wird. In einem möglichst realistischen Szenario sollten die Feuerwehren gemeinsam den Ernstfall proben. Hierbei sollte auch das Zusammenspiel mit der Löschgruppe aus Pivitsheide geprobt werden, mit dem seit dem vergangenen Jahr eine Kooperation für die östliche Gemeindehälfte besteht. „Bislang haben wir noch nicht gemeinsam mit den Kameraden aus Pivitsheide geübt“, erklärt Tarik Gützlaff, Pressesprecher der Augustdorfer Feuerwehr.

Brand mit vermissten Personen

Zuerst ging es für die drei Feuerwehren zum Sammelpunkt. Von dort aus starteten die Einsatzkräfte später zum Einsatzort. Hier erfuhr Einsatzleiter Falco Schneider auch erstmals, was an diesem Abend geprobt werden soll: In einem Gebäude, das früher medizinisch genutzt wurde, ist ein Brand gemeldet worden. Mehrere Personen wurden dabei vermisst.

Um das Szenario realistischer zu gestalten, starteten die einzelnen Einsatzfahrzeuge zeitversetzt in Richtung des Gebäudes. Zuerst traf Einsatzleiter Schneider am Einsatzort ein. Hier wurde er bereits vom Hausmeister des Gebäudes, gespielt vom stellvertretenden Feuerwehrleiter Michael Pape, heran gewunken. Schneider erfuhr, dass sich mindestens vier Personen in dem Gebäude aufhalten sollten. Der Einsatzleiter musste nun schnell das weitere Vorgehen planen.

Nach und nach trafen weitere Kräfte der Feuerwehr am Ort des Geschehens ein. Nach einer kurzen Einweisung begannen die Feuerwehrleute, Schläuche auszurollen und die Menschenrettung vorzubereiten. „In beiden Löschfahrzeugen können jeweils zwei Kameraden während der Anfahrt die Atemschutzgeräte anlegen“, erklärt Gützlaff. Zwei weitere Personen können sich am Einsatzort ausrüsten. Um diese Zeit weiter zu verkürzen, soll es in einem neuen Fahrzeug sogar vier Personen möglich sein, sich während der Fahrt auszurüsten.

Menschenrettung unter schwierigen Bedingungen

Um es den Feuerwehrleuten nicht einfach zu machen, waren die Zugänge zu dem Gebäude verschlossen. So musste der erste Angriffstrupp der Augustdorfer Feuerwehr zunächst eine verschlossene Tür öffnen. Im Inneren des Gebäudes sorgen Nebelmaschinen dafür, dass die Sichtweite sehr eingeschränkt war. „Disconebel hat ähnliche Eigenschaften wie echter Rauch“, erklärt der Pressesprecher. Aufgrund der Wärme steigt der Rauch von echtem Feuer allerdings zuerst an die Decke, wodurch die Feuerwehrleute in Bodennähe oftmals noch eine bessere Sicht haben.

Um Menschen trotz der eingeschränkten Sicht zu finden, nutzt die Feuerwehr auch Wärmebildkameras. Die Menschenrettung gestaltet sich dabei oftmals nicht einfach. „Insbesondere Kinder verstecken sich oftmals nach dem Motto: ‚Wenn ich das Feuer nicht sehe, kann mich das Feuer auch nicht verletzten‘“, weiß Tarik Gützlaff. Aus diesem Grund gehen die Feuerwehrleute in dem Gebäude systematisch vor.

Vor dem Gebäude warten unterdessen zwei Feuerwehrleute mit Atemschutzgerät als Sicherheitstrupp. Diese dienen als Unterstützung, falls den Feuerwehrleuten im Gebäude etwas passiert. Aus diesem Grund stehen sie im ständigen Kontakt mit den Kameraden im Gebäude. „Die Atemluft in den Geräten reicht, je nach Anstrengung, für ungefähr 25 Minuten“, erklärt Pressesprecher Gützlaff. Auch die Hitze im Gebäude ist dabei eine große Belastung: „Natürlich hilft unsere Kleidung, aber auch der Körper erhitzt sich bei der Anstrengung.“ Auch aus diesem Grund erfolgt nach 25 Minuten eine Ablösung der Kameraden im Gebäude. „Wir versuchen dann auch schnell, die Leute mit Wasser zu versorgen“, so Gützlaff.

Auf der anderen Seite des Gebäudes retten Feuerwehrleute der Feuerwehren aus Pivitsheide und Oerlinghausen unterdessen mit einer Drehleiter eine Person aus dem Obergeschoss. Hierbei überbrücken die Feuerwehrleute eine Distanz von rund zehn Metern. „Sie merken, wie die Drehleiter bereits bei diesen Entfernungen an ihre Grenze kommt“, sagt Gützlaff. Die Drehleiter sei in erster Linie für die Höhenrettung gedacht. Das Szenario könnte dabei auch in Augustdorf real sein: „Wir haben in der Berliner Straße ähnliche Gebäude“, so der Pressesprecher.

Im Ernstfall wird auch der Bürgermeister informiert

Für die Presse und Bürgermeister Thomas Katzer, der sich an diesem Abend ein Bild von der Arbeit der Feuerwehr macht, folgte dann ein Lagebericht. In diesem erklärte Einsatzleiter Schneider, dass er zwei Abschnitte gebildet hat. Im Ernstfall käme ein weiterer Abschnitt für die Versorgung der verletzten Personen hinzu. „Bei so einem Großeinsatz müsste ich mir auch Gedanken machen, einen weiteren Abschnitt für die Versorgung der Feuerwehrleute mit Essen und Trinken einzurichten“, erklärt Schneider. Auch weitere Einsatzkräfte aus Feuerwehren der angrenzenden Kommunen würden dann alarmiert werden, um die Feuerwehrleute unterstützen und ablösen zu können.

Einsatzleiter Falco Schneider erklärt, dass er in so einem Fall auch Bürgermeister Katzer informieren würde: „Es müsste dann auch geklärt werden, wo die Menschen untergebracht werden.“ Für diesen Fall stehen beim Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe drei Busse zur Verfügung. „Im Ernstfall werden diese aus dem Linienbetrieb genommen und mit einem Blaulicht ausgestattet“, erklärt Pressesprecher Gützlaff.

Bürgermeister zeigt sich beeindruckt

Nachdem auch die letzten der insgesamt sieben Personen gerettet worden sind, endet die Übung nach rund 90 Minuten. Im Ernstfall wäre der Einsatz allerdings noch lange nicht beendet: „Wir schauen genau, ob noch Glutnester existieren“, so Gützlaff. Auch werden dann nochmal sämtliche Räume in einem Gebäude abgesucht: „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn es am Ende heißt, dass noch eine Person vermisst wird“, erklärt der Pressesprecher.

Am Ende der Übung zeigten sich die Verantwortlichen der Feuerwehr zufrieden. Auch Bürgermeister Katzer war von der Leistung der Feuerwehr beeindruckt. „Es ist toll, dass die Bundeswehr diese Übung auf dem Kasernengelände ermöglicht und die Zusammenarbeit gut funktioniert hat“, sagt Katzer. Bei einem Brand ist die Augustdorfer Feuerwehr dabei auch für das Kasernengelände zuständig.

An der Übung nahmen insgesamt 58 Feuerwehrleute teil. Die Feuerwehr Augustdorf stellte davon 35 Personen. Unterstützt wurden sie von 16 Feuerwehrleuten aus Pivitsheide sowie zwei Kräften aus Oerlinghausen. Auch der Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe war mit einer Person anwesend. Weiterhin haben auch Mitglieder der Jugendfeuerwehr an der Übung teilgenommen.

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