„Gewinnt Zeit, das ist alles“ schrieb Friedrich der Große um 1775 in seinen Betrachtungen über Feldzugpläne an das preußische Offizierkorps. Dabei dachte er sicherlich noch nicht an die Komplexität moderner Landkriegsszenarien. Dennoch sind die Ausführungen des bekannten preußischen Königs bis heute brandaktuell. „Wir brauchen den Kampf mit Sperren, denn so gewinnen wir Zeit und können den Feind abnutzen. Und diese Zeit nutzen wir, um zum Beispiel eine Verteidigung vorzubereiten und unsere Kampfkraft zu erhalten“, sagt Oberstleutnant Matthias Greune, Kommandeur des Panzergrenadierbataillon 212. Die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Brigadeweiterbildung „Kampf mit Sperren“ der Panzerbrigade 21 in Augustdorf erfuhren nicht nur, warum man mit Sperren kämpft, sondern auch, welche Vorbereitungen notwendig sind, um Sperren im Gelände anzulegen und welche verschiedenen Akteure zusammenarbeiten müssen, damit das Gefecht erfolgreich geführt werden kann. Zu Beginn der mehrstündigen Weiterbildung auf dem Panzerübungsplatz Stapel musste zunächst die Frage geklärt werden, welche Arten von Sperren in einem modernen Landkrieg zum Einsatz gebracht werden können.

„Wir Pioniere können unter anderem Verlegeminensperren, Richtminensperren, Sprengsperren und Panzerabwehrgräben anlegen“, erklärt Hauptmann Daniel R.,Kompaniechef der 4. Kompanie des Panzerpionierbataillons 1 aus Holzminden und ergänzt: „Drahtsperren, Baumsperren oder Barrikaden sind aber genauso Teil unseres Einsatz- Portfolios.“ Diese umfangreichen Sperrmöglichkeiten und deren verschiedenen Einsatzarten dienen unter anderem als Grundlage, um die Kampftruppe beim Kampf mit Sperren bestmöglich beraten zu können. „Meine Aufgabe als Pionieroffizier ist es, die Absicht der
Kamptruppe zu verstehen und die Sperrmöglichkeit auszuwählen, die zu dieser Absicht am Besten passt. Dazu brauchen wir eine große „Toolbox“ an Auswahlmöglichkeiten.“ Das Panzerpionierbataillon 1 ist in der „Lipperland“-Brigade für die unmittelbare Pionierunterstützung der Kampftruppen verantwortlich. Die Bataillone müssen also eng mit den Pionieren zusammenarbeiten und sie frühzeitig bei der Entwicklung der eigenen Absicht einbinden. Wo kann ich Sperren anlegen? Wie viel Zeit wird dafür benötigt? Wie ist der Kampf in der Tiefe geplant? Pioniere beraten im Gegenzug zu Ausdehnung, genauem Ort und Art der Sperre. Besonders wichtig ist hier auch die Information darüber, wie lange es dauert, eine Sperre anzulegen.

Pionierberatung ist also für den Kampf mit Sperren unabdingbar, denn nur wenn Kampftruppeund Kampfunterstützungseinheiten eng zusammenarbeiten, kann der erfolgreiche Kampf mit Sperren gelingen. Wenn eine Sperre eingerichtet ist, ist damit allerdings noch mehr gewonnen, als Zeit. „Wir steigern hier ganz deutlich unsere Kampfkraft“, sagt Greune. „Wenn wir mit Sperren kämpfen, können wir dem Feind die Initiative nehmen und ihn vor verschiedene Herausforderungen stellen. Wir können ihn lenken, aufhalten und abnutzen.“ All dies „spart Blut“ wie die Soldaten sagen. Der Vorteil von Sperren im Gefecht ist also mehr als offensichtlich. Neben den Pionieren sind noch mehr Kampfunterstützungskräfte am Sperr-Kampf beteiligt. „Die Artillerie hat einen wesentlichen Anteil am Gefecht“, ergänzt Artillerieoffizier Oberleutnant Markus B. „Wir nutzen zum Beispiel Raketen und Panzerhaubitzen um gegnerische Kräfte an Sperren zu bekämpfen.“ Dies geschieht zum Beispiel, wenn Feindkräfte an der Sperre zum Stehen gekommen sind. Die Artillerie entfaltet dann durch Steilfeuer ihre volle Wirkung und belegt die Geländeabschnitte vor den gesperrten Bereichen mit starkem Abwehrfeuer. Auch Nebel kann verschossen werden, um dem Gegner die Sicht zu nehmen. Am Ende der Brigadeweiterbildung ist allen Teilnehmern bewusst, wie vielschichtig und komplex der Kampf mit Sperren sowie die notwendigen Vorbereitungen sind. Es gilt, die Panzerpioniere gewinnbringend in das Gesamtgeschehen einzubinden und eigene Kräfte zeitlich und räumlich zielgerichtet zu koordinieren. Kein leichtes Unterfangen, doch wenn es gelingt, ist so viel gewonnen – deutlich mehr als nur Zeit, wie Friedrich der Große meinte.

Bild: Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen anlässlich der Brigadeweiterbildung „Kampf mit Sperren“ nach Augustdorf. Im Vordergrund weist ein Pionierfeldwebel seinen Kameraden von der Kampftruppe (mit Helm) in die genaue Position der Sperre ein (Quelle: Bundeswehr / Nicolai U.)

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