Der letzte Tag unserer Safari ist angebrochen und damit endet auch unsere Reise – vorerst; denn, und darauf freuen Ashley und ich uns schon jetzt, in 50 Wochen sind wir wieder hier. Aber von Anfang an.
Was uns immer wieder bedrückt und beeindruckt, ist der deutliche Unterschied zwischen Arm und Reich. Die Nacht nach unserer Fahrt in die Serengeti, übernachten wir in einem nahe gelegenen Hotel, das auch nach deutschen Standards locker in eine obere Sternekategorie passt. Um dahin zu kommen, fahren wir an Wellblech- und Lehmhütten vorbei, die unbefestigte Straße macht unserem, mittlerweile reparierten Wagen, weiter zu schaffen. Als wir auf dem Hof des Hotels ankommen, laufen uns direkt drei Bedienstete entgegen. Während die erste uns einen köstlichen Hibiskus-Ingwertee reicht, hält uns die zweite feuchte Waschlappen hin, und die dritte Person nimmt unser Gepäck entgegen.

Ein schönes Bett, mit Schutz vor Moskitos.

Ashley und ich freuen uns über den Service, sind wir doch reichlich geschafft. Nach einer angenehmen Nacht, in einem vom Moskitonetz umgebenen Bett, geht es früh am kommenden Morgen, denn auch Isaiah hat jetzt gut geschlafen, in den nahegelegenen Krater des Ngorongoro Parks los. Dieser ist ein Einbruchkrater am Rande der Serengeti. Er entstand, als an dieser Stelle ein Vulkanberg in sich zusammenbrach. Der Kraterboden liegt auf etwa 1700 Metern und die Seitenwände sind zwischen 400 und 600 Meter hoch, so dass die Kraterkante auf etwa 2300 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Der Durchmesser des Kraters beträgt zwischen 17 und 21 Kilometer. Insgesamt hat der Krater eine Fläche von 26.400 Hektar.
Die Landschaft ist einfach faszinierend.

Vom Kraterrand aus bewundern wir die Landschaft und begeben uns dann mit unserem Jeep dort hinein. Auf dem Weg entwickelt sich zwischen Isaiah und mir ein Gespräch, das mich sehr nachdenklich zurücklässt. Er berichtet von seiner Kindheit, seiner Schulbildung und dass er seiner jetzt dreijährigen Tochter alles
Viele Adler sind unterwegs und kommen nah an die Menschen heran.

ermöglichen wolle. Wir sprechen über das Schulsystem in Tansania und auch über den Unwillen vieler Eltern, ihre Kinder zu unterstützen, alleine aus dem nicht vorhandenen Bewusstsein heraus, dass Schulbildung einen Vorteil für diese hat.
Büffel gehören zu den „Big 5“, die sehr aggresiv sein können.

Als wir auf dem Grund des Kraters angekommen sind, stehen zuerst einmal die Tiere im Vordergrund. Neben Zebras, einem Karibustorch, Adlern, Büffeln, Hyänen und Löwen, fasziniert Ashley und mich wieder besonders diese unglaubliche Landschaft. Isaiah berichtet uns, dass die Tierherden von hier bis ans hintere Ende der Serengeti wandern, ein Kraftaufwand, die Kraterwand zu überwinden und durch die langgezogene Steppe zu gehen, was jedes Jahr einige Wochen in Anspruch nimmt.
Auch Hyänen begleiten uns auf unserer Tour und beäugen uns aufmerksam.

Nachdem wir eine kurze Pause eingelegt haben, geht es aus dem Krater heraus und zurück nach Moshi. Auf dem Weg dorthin bleibt der Wagen wieder stehen und für mich ist das ein willkommener Anlass, das vorherige Gespräch mit Isaiah aufzunehmen.
Denn in der Zwischenzeit hatten Ashley und ich ausgemacht, dass wir jetzt schon einmal zwei Projekte ins Leben rufen wollen. Also schlage ich Isaiah vor, der im übrigen kein Trinkgeld für die fünf Tage von uns annehmen wollte, dass wir ihn und seine Tochter mit einem kleinen monatlichen Betrag unterstützen. Damit ist ihre Schulbildung gesichert und sie hat das, was Isaiah und viele anderen nicht haben können.
Als ich ihm unseren Vorschlag unterbreite, fängt dieser an zu weinen und nimmt nach einigem Zögern unser Angebot dankbar an. Wir freuen uns, dass wir einfach etwas zurückgeben können. Denn die Herzlichkeit, die wir hier in den vergangenen Wochen erlebt haben, sucht seinesgleichen. Trotz aller Armut, die überall gegenwärtig ist, sind die Menschen hilfsbereit und freundlich.
Der Kraterrand ermöglicht einem einen spektakulären Blick.

Nachdem unser Wagen wieder anspringt – ein Mechaniker, den Isaiah anruft und der in der Nähe ist, kommt gerade vorbei und repariert den Wagen im Nu, sprechen wir über das kommende Jahr. Nach unserer Kilimandscharobesteigung wird uns Isaiah zu einem Massaidorf bringen, dessen Bewohner noch nie Touristen gesehen haben. Mit deren Häuptling werde ich ein Interview führen. Ich möchte in Erfahrung bringen, was bewegt die Menschen, die so spartanisch leben, welche Träume, welche Hoffnungen haben sie?
Damit verbindet sich auch unser zweites Projekt: Gibt es Möglichkeiten, die Massai als Volksstamm zu unterstützen, ihnen Hilfen zukommen zu lassen, die Schulbildung dort voranzutreiben? All das sind Fragen, die mich auf der Fahrt beschäftigen und über die ich mit Isaiah spreche. Er stellt in den letzten Tagen noch einen Kontakt zum Schulministerium der Regierung in Tansania her, das ich noch von dort aus anschreibe. Isaiah ist sich sicher, dass dort unser Hilfsangebot gerne angenommen wird und sich eine gute Zusammenarbeit daraus entwickeln kann. „Deutsche sind hier immer Freunde des Landes, sie haben viel Gutes für Tansania getan, genauso wie Bernhard Grzimek“, erklärt er uns.
Überall wurden wir herzlich aufgenommen.

Wir vereinbaren, unabhängig vom Kontakt mit dem Schulministerium, nach dem Massaibesuch im kommenden Jahr noch einen Besuch in einer Schule zu planen, die wir am Anfang unserer Reise erlebt haben und die vor allem Ashley sehr beeindruckt hat: Ein Gebäude aus Lehm, Holztische, ein sandiger Boden, mehr nicht. So sehen die Schulen und deren Schulhöfe aus. Da Isaiah die Rektorin dieser Schule kennt, hat er direkt Kontakt aufgenommen. Wir wollen auch hier die Möglichkeiten ausloten, ob und wenn ja, wie wir dort helfen können.
Nach einer letzten Nacht im Hotel heißt es nun Abschied nehmen. Michael Gudluck bringt uns zum Flughafen, nicht ohne vorher uns noch seine Mutter voruzustellen, die mit ein paar Hühnern auf einem Hof mit Blick auf den Kilimandscharo lebt und uns mit Bohnen und Reis ein leckeres Gericht zubereitet hat.
Eine herzliche Umarmung kurz vor dem Rollfeld – das markiert das Ende unserer Reise. Als unser Flugzeug abhebt, meint es der Wettergott gut mit uns und gewährt uns einen wunderbaren Ausblick auf den Kilimandscharo im untergehenden Sonnenlicht.
Bei aller Traurigkeit über den Abschied, wissen wir: In nicht einmal einem Jahr kommen wir wieder. Nach einer Übernachtung auf dem Flughafen in Nairobi, landen wir am nächsten Tag sicher in Amsterdam und damit endet dieser Reisebericht.
Wir verlassen den afrikanischen Kontinent.

In den kommenen Tagen werden wir die knapp 2500 Bilder und 165 Videos auswerten, die wir während unserer Fahrt gemacht haben und an einem Abend allen Interessierten vorführen.
An dieser Stelle wollen Ashley und ich uns herzlich für Eure zahlreichen Kommentare und Gedanken bedanken, die uns während der Reise begleitet haben. Es war schön, mit Euch dieser Erfahrung zu teilen – bald geht es weiter.

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