Da wir nun unerwartet drei Tage zwischen der Bergbesteigung und unserer Safari Zeit haben, besprechen wir mit Goodluck Michael, wie wir diese am besten verbringen. Schnell sind drei Orte gefunden. Der Wasserfall Materuni, die heiße Quelle und ein Rundgang durch Moshi, der Stadt, in der wir im Hotel sind.
Am Morgen des nächsten Tages geht es nach einem Frühstück im Hotel nach Materuni. Morgens gibt es traditionell heiße Süßkartoffeln, Ziegenleber, Bohnen und Gemüse und – sofern man extra nachfragt auch Spiegelei mit Toast.
Also gut gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Materuni zu den Chaggas, einem Volksstamm, der dort noch immer wie vor hunderten von Jahren wohnt und vom Kaffee- und Bananenanbau lebt.
Nach einer Stunde Fahrt hält Goodluck Michael an und fragt uns: „Kennt Ihr eine afrikanische Massage?“ Ich antworte darauf: „Nein, nur thailändische.“ Michael lacht und zeigt auf die vor uns liegende Piste: „Nein, afrikanische Massage ist umsonst!“. Dann gibt er Gas. Viele Straßen sind in Tansania weder geteert noch mit Schotter belegt, sondern schlichtweg holprige Sandpisten. Und über diese geht es nun.
Immer weiter bergauf schlängelt sich der Weg, der matschig und rutschig ist. Nur durch wildes rechts und links lenken schafft Michael es den Berg hinauf.
Auf dem Weg zum Dorf, in dem die Chaggas leben, stoppen wir an einer Grundschule. Die kargen Räume und der Sandplatz, der den Schulhof darstellt, erschrecken vor allem Ashley. Einige Minuten später erreichen wir das Dorf. Nachdem wir uns regsitriert haben; das ist in Tansania in kleinen Orten so üblich, führt uns ein lokaler Guide durch das Bergdorf, das am Anfang des Dschungels steht. Vereinzelt sehen wir Hütten zwischen Bananenbäumen und Kaffepflanzen stehen.
Wir erfahren, dass die vorwiegend Ackerbau treibenden Chagga nutzen seit Generationen ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Dieses System hat es ihnen – integriert in eine Baumgartenkultur mit mehreren hundert verschiedenen essbaren Pflanzenarten auf mehreren Vegetationsebenen jahrhundertelang ermöglicht, intensive Landwirtschaft an den Hängen des Kilimandscharo zu betreiben.
Unser Weg führt uns weiter über den lehmartigen Boden, als wir plötzlich unvermittelt vor dem tosenden Wasserfall stehen, der 87 Meter tief in die Erde fällt. Nach ein paar Erinnerungsfotos haben wir noch einen weiteren Höhepunkt gebucht: Wir wollen nämlich wissen, wie die Chaggas Kaffee herstellen.
Denn neben den Bananen wird seit der Kolonialzeit auch Kaffee der Sorte Arabica angebaut, der an den Hängen des Kilimanjaro besonders gut gedeiht. Den Kaffee, den man auch gut in den Dörfern erwerben kann, hat meist Bio-Qualität. Keiner verwendet Pestizide, sondern bekämpfen die Schädlinge mit Asche und Rauch. Die Erntezeit in den höheren Lagen ist etwa von Oktober bis Februar, in den niederen Lagen entsprechend früher. Die Kirschen werden von den Kafffesträuchern mit der Hand gepflückt. Etwa 90 % des Kaffees am Kilimanjaro wird von den kleinen Familienbetrieben produziert.
Mit Tanz und Gesang werden die einzelnen Stammesmitglieder dazu motiviert, die rösten, die anschließend gestampft werden. Der Duft des Kaffees verteilt sich über die Hänge des ganzen Dorfes und im Anschluss an die Zeremonie dürfen wir dann auch eine Tasse probieren.
Lesen Sie morgen, wie uns Fische von Hautschuppen befreit haben und warum Ziegenleber und -fleisch eine lokale Delikatesse darstellen