Die Corona-Zahlen steigen. Nach Einschätzung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist die Sommerwelle da und trifft auch NRW. Wie sollte man sich verhalten?

Für die meisten Menschen in Nordrhein-Westfalen war Corona in den vergangenen Wochen kaum noch ein Thema im Alltag. Die Inzidenzen sind deutlich niedriger als in den Monaten zuvor, es gelten kaum noch Regeln, und selbst die Maskenpflicht gibt es nur noch in wenigen Bereichen. Jetzt hat sich aber die Befürchtung bestätigt: Die Corona-Sommerwelle ist da und hat auch NRW erreicht.

Vor allem bedingt durch die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 steigen die Zahlen wieder rasant an. Zuletzt hatte sich der Anteil auf 10 Prozent verdoppelt (aktuellsten Werte für KW21). Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass diese vermutlich noch ansteckenderen Virus-Typen bereits in wenigen Wochen die Mehrzahl der Neuinfektionen ausmachen werden. Besonders tückisch an der Variante BA.5: Damit können sich wohl auch Menschen infizieren, die bereits Kontakt mit einer Omikron-Variante hatten, sagt der Berliner Epidemiologe Timo Ulrichs.

Corona-Sommerwelle in NRW: Inzidenz in einer Woche verdoppelt

In NRW hat sich die 7-Tage-Inzidenz innerhalb von nur einer Woche verdoppelt. Lag der Wert in der Vorwoche noch bei 272,5, gibt das RKI ihn aktuell (Stand: 15. Juni) mit 547,2 an – deutlich höher als in vielen anderen Bundesländern. Experten gehen sogar davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen dürften. Der Grund dafür: Viele Infizierte machen keinen PCR-Test zur Bestätigung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist alarmiert von der aktuellen Entwicklung: „Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung“, sagte er der Rheinischen Post. Der bisher beobachtete Sommereffekt in der Pandemie verpuffe diesmal. Neben der ansteckenderen Virusvariante sieht er als Grund für den Anstieg, dass fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen seien.

Corona-Sommerwelle in NRW: Experten raten zur Maske

Das sieht auch die Virologin Jana Schroeder bei Markus Lanz im ZDF ähnlich. Die aktuelle Welle sei die erste ohne Schutzmaßnahmen, sagte sie. Die Expertin aus Rheine fordert deshalb, dass die Menschen wieder vermehrt in Innenräumen Maske tragen als Basisschutz. „Man muss das Masketragen etablieren als gegenseitige Solidarität und Fürsorge“, fordert die Virologin.

Gesundheitsminister Lauterbach empfiehlt als Schutz in der Sommerwelle eine weitere Auffrischungsimpfung für Ältere und Vorerkrankte. Die verhindere zwar nicht unbedingt eine Infektion, aber schütze gegen schwere Krankheitsverläufe.

Corona-Sommerwelle in NRW: Überlastung des Gesundheitswesens unwahrscheinlich

Grund zur Panik angesichts der Sommerwelle sehen Fachleute aktuell aber nicht. Da auch die neue Omikron-Subvariante nach jetzigem Kenntnisstand eher zu milden Verläufen führt, gehen sie nicht von einer Überlastung des Gesundheitswesens im Sommer aus. Immerhin ist die Hospitalisierungsinzidenz in NRW aber wieder auf 4,7 (Stand: 15. Juni) gestiegen, nachdem sie Anfang Juni unter 2 gesunken war.

Die aktuelle Sommerwelle bremsen ließe sich nach Einschätzung der Experten nur mit raschen und strikten Maßnahmen. Dafür fehlt aber im Moment die rechtliche Grundlage. Deshalb appellieren Wissenschaftler und Mediziner jetzt wieder an die Eigenverantwortung der Menschen: „Ein bisschen mehr Vorsicht wäre hilfreich“, rät Epidemiologe Timo Ulrichs. Im Kreis Soest hat angesichts rapide steigender Infektionszahlen ein Schützenverein eine mutige Entscheidung getroffen.

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