Jens Ahle, Prokurist der Firma Freise und Umweltingenieur staunte bestimmt vor einer Woche nicht schlecht, als er einen Anruf aus Augustdorf erhielt. Während er selbst auswärts weilte, erhielt er die Nachricht, dass ein Fernsehteam von Pro Sieben auf dem Betriebsgelände stünde. „Ein ehemaliger Mitarbeiter, der vor über zehn Jahren bei Ihnen beschäftigt war, hat uns erzählt, dass am Steinbruch illegal Müll entsorgt werde“, erklärte der Redakteur einer Mitarbeiterin des Unternehmens. Die Mitarbeiter des Teams hatten sich zuvor illegal Zugang zu dem Gelände verschafft und hatten dort ohne Erlaubnis Bodenproben entnommen.
Die Redakteure von Pro Sieben waren am selben Tag zuvor auch bei Bürgermeister Thomas Katzer gewesen. Dieser erklärte dem Team um die Journalisten Christioph Kürbel und Michael Billig, dass er sich eine illegale Müllentsorgung bei Freise nicht vorstellen könne.
Am selben Tag erfuhren auch die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN von dem Vorfall. Die Redaktion hatte sich aber bewusst entschieden, zuerst den Bericht auf Pro Sieben abzuwarten, um zu sehen, wie die Thematik aufbereitet wurde.
Kurioserweise legte der Journalist erst eine falsche Fährte, als er um einen Termin bei Bürgermeister Thomas Katzer bat. „Er habe ein Video der AUGUSTDORFER NACHRICHTEN über den Wertstoffhof Freise gesehen und wolle deswegen mit mir sprechen, weil das Unternehmen so toll sei“, berichtet Thomas Katzer von der Anfrage des Journalisten. Der Beitrag nimmt dann auch Bezug auf das Video, dass Olivia Wolff mit Jens Ahle und Bürgermeister Thomas Katzer gedreht hatte.
Nachdem das Fernsehteam im Rathaus vorstellig geworden war, fuhr es weiter zum Wertstoffhof. Natürlich komme es vor, dass jemand einen Dildo oder einen Ölfilter nicht fachgerecht entsorge (beides Vorwürfe des Fernsehteams). „Wenn man dann genau an der Stelle eine Bodenprobe analysiert, sind da natürlich andere Werte als zwei Meter weiter“, kritisieren mit dem Vorgang vertraute Personen, das Vorgehen der Produktionsgesellschaft. Außerdem mache die Firma mit dem Kreis als zuständige Behörde regelmäßig Begehungen, „wo bisher keine Beanstandungen offenkundig wurden.“
Die Pressestelle des Kreises bestätigte gegenüber den AN, dass sie eine Anfrage der Produktionsfirma erhalten habe. „Wir hatten zur Beantwortung der offenen Fragen eine Frist bis letzten Dienstag und haben diese auch beantwortet“, erklärt Pressesprecher Steffen Adams gegenüber den AUGUSTDORFER NACHRICHTEN.
Jens Ahle erklärte gegenüber den AUGUSTDORFER NACHRICHTEN: „Wir können mitteilen, dass uns der angetragene Vorfall bekannt ist und wir diesen in unserem Unternehmen sehr ernst nehmen. Selbstverständlich sind wir in aller erster Linie selbst an einer Aufarbeitung des Vorgangs interessiert und haben bereits begonnen, diesen aufzuklären. Bei der Aufklärung arbeiten wir intensiv mit den Ermittlungs-und Aufsichtsbehörden zusammen und unterstützen diese, soweit es uns möglich ist.
Da es sich um laufende Ermittlungs-und aufsichtsbehördliche Verfahren handelt, können wir derzeit leider keine näheren Angaben zu dem Vorgang machen.“
Deutlicher werden Medienexperten, die die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN zu dem Vorgehen des Journalisten befragt haben: So etwas macht man nicht, vor allem sei der Zusammenschnitt nur darauf ausgelegt, öffentlichkeitswirksam zu sein“, das habe mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Was die Medienexperten erstaunt, ist das verkürzte Interview mit Bürgermeister Thomas Katzer. Dort hat man einen Satz aus einem 45-minütigen Interview herausgeschnitten, der scheinbar zu dem gewünschten Ergebnis passen sollte.
Und auch Bürgermeister Thomas Katzer ist über die stark verkürzte Wiedergabe des Interviews nicht erfreut. „Sich erst unter falschen Voraussetzungen einen Gesprächstermin zu erschleichen und dann nur einen Satz aus einem 45-minütigen Interview nehmen, finde ich schon bedenklich, um das noch positiv auszudrücken“, erklärte er gegenüber der Redaktion.
Ist Pro 7 am Springer Verlag beteiligt? Hier muss doch der Kreis Anzeige wegen Verleugnung, Falschbehauptung und Rufschädigung erstatten. Wieso erzwingt man ein Interview unter falschen Voraussetzungen? Augustdorf und seine Unternehmen sind ehrliche Leute. Wir Bürger müssen uns dagegen wehren.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Firma Freise Müll illegal entsorgt hat. Wenn dem so wäre, hätte der ehemalige Angestellte dieses bereits während seiner Beschäftigungszeit zur Sprache bringen müssen. Und wenn dem so wäre, hat er sich durch sein Schweigen mitschuldig gemacht. Muss man sich gleich an die Medien wenden? Das ist nur Effekthascherei.