„Über Sieg und Niederlage entscheidet einzig die Strategie.“ Der chinesische General Sunzi formulierte diese schlichte Wahrheit bereits vor über 2500 Jahren. Bis heute gilt sein Buch „Die Kunst des Krieges“ als eine der ältesten und weltweit bekanntesten militärischen Schriften. Genaue Informationen über die Stärke des Feindes, realistische Einschätzung der zur Verfügung stehenden eigenen Truppenteile sowie die kluge Nutzung von Geländevorteilen nennt der Militärstratege und Philosoph Sunzi als wesentliche Elemente, die den Erfolg auf dem Gefechtsfeld garantieren. Im Kampfeinsatz moderner Heeresbataillone übernehmen Gefechtsstände diese komplexen Planungsaufgaben.
In einer groß angelegten Weiterbildung für Führungspersonal aus allen Verbänden der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ hat das Panzerbataillon 203 auf dem Truppenübungsplatz Senne eindrucksvoll demonstriert, wie die verschiedenen Gefechtsstände eines gepanzerten Kampftruppenbataillons funktionieren. Im Fokus: Der Bataillonsgefechtsstand. Dieser Hauptgefechtsstand ist das Zentrum der Führung und Stabsarbeit, wo das Gefecht des Panzerbataillons koordiniert wird. Zusätzlich werden alle Operationen auf diesem Gefechtsstand geplant. Um dem schnellen und hochbeweglichen Panzergefecht folgen zu können, ist die personelle und materielle Ausstattung von „Haupt“, wie die Panzersoldaten die taktische Schaltzentrale umgangssprachlich nennen, möglichst klein zu halten. Neben dem Hauptgefechtsstand bildet das Panzerbataillon noch einen Unterstützungsgefechtsstand. Hier erfolgen vorwiegend logistische Planungsaufgaben und der Nachschub für die kämpfenden „Leopard-Kompanien“ organisiert.
Oberstleutnant Marco Maulbecker, Kommandeur des Augustdorfer Panzerbataillons, zeigte mit seinen Soldatinnen und Soldaten an verschiedenen Stationen zudem Möglichkeiten der Sicherung, der Raumorganisation um die Gefechtsstände sowie die Planungs- und Arbeitsprozesse. „Gefechtsstände müssen regelmäßig ihren Standort wechseln, um sich feindlicher Aufklärung zu entziehen“, machten die Stationsleitenden bei der Weiterbildung in der Senne mehrfach deutlich. Daher ist die Verlegung von Gefechtsständen immer im Voraus zu erkunden und exakt vorzubereiten. „Die Führungsfähigkeit ist dabei durchgehend zu gewährleisten“, unterstreicht Oberstleutnant Maulbecker mit seinem Team. Den Bataillonskommandeur sieht man auf „Haupt“ im Übrigen selten.
Als Panzerkommandeur führt er das Bataillon von seiner „beweglichen Befehlsstelle“ aus – natürlich verbirgt sich dahinter ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2. Das übergeordnete Thema der großangelegten Führerweiterbildung war jedoch die Themenstellung „Rückführung und Aufnahme von Aufklärungskräften“. „Die Voraussetzung schaffende taktische Aktivität der Aufnahme, zukünftig wieder als ‚besondere Gefechtshandlung‘ bezeichnet, stellt ein hochkomplexes Zusammenwirken von aufnehmender und aufzunehmender Truppe mit dem Ziel der geordneten Rücknahme eigener Kräfte dar und bedarf ein erhebliches Maß an Planung und Vorbereitung“, erklärt Oberstleutnant Jörn Dommer vom Panzerbataillon 203. Dies konnte den Teilnehmenden anhand einer erweiterten theoretischen Ausbildung am Geländesandkasten verdeutlicht werden.
„Quintessenz dieses Abschnittes war es, dass wieder einmal nur das ‚Einfache‘ Erfolg haben kann“, betont Dommer in Bezug auf die Erkennungszeichen, die notwendigen Absprachen und einzusetzenden Verbindungselemente der jeweiligen Truppenteile. Mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wird die Thematik „Aufnahme“ auch weiterhin eine wichtige Rolle in Ausbildung und Übung des Heeres einnehmen. Generalmajor Heico Hübner, Kommandeur der 1. Panzerdivision sowie Brigadegeneral Stephan Willer, Kommandeur der „Lipperland-Brigade“, verschafften sich persönlich einen Eindruck vom „Herzstück und Gehirn“ eines Panzertruppen-Bataillons.
Für beide Generale steht nach ihrem Besuch in der Senne fest: Insbesondere bei komplexen Operationen wie der Aufnahme eigener Kräfte führen punktgenaue Planung und exakte Stabsarbeit  letztlich im Gefecht zum Erfolg. „Dafür sind funktionierende und geübte Gefechtsstände zwingend erforderlich“, so Brigadekommandeur Willer. Das Panzerbataillon 203 hat eindrucksvoll dargestellt, wie der Einsatz der Gefechtsstände sowie die geordnete Rückführung und Aufnahme eigener Kräfte im Gefecht funktioniert. (mw)

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner