„Bei der Lektüre des Schreibens von Oberst Schulz als Rechtfertigung für den geplanten Zaunbau im Stapel und am Schapeler Hof („Augustdorfer Nachrichten“ vom 23.2.2022) fragt man sich die gesamte Zeit über, für wie beschränkt die Bundeswehr die Bevölkerung eigentlich hält.
Statt einfach, wie z. B. im letzten Satz, zu sagen, worum es ausschließlich geht („Alle weiteren … Interessen sind dem militärischen Nutzungszweck unterzuordnen“), malt der Oberst erst einmal ein Horrorszenario über Blindgänger („Wanderrouten … im Gefahrenbereich der Blindgänger“), über angebliche Einbrüche und Diebstähle (im Stapel und am Schapeler Hof gibt es nichts „einzubrechen“ oder zu „stehlen“!) und über geknackte Schlösser (ca. 30 pro Monat, also jeden Tag eins …). Die Auflistung mutet fast schon etwas verzweifelt an. Aber das Kalkül der Bundeswehr ist natürlich, dass man in der Bevölkerung erst einmal mindestens drei Kreuze macht, dass das überhaupt Jahrzehnte lang so gut gegangen ist. Dann fällt die „Zustimmung“ zu dem Zaun natürlich leichter, denn man merkt nicht mehr so, dass man sich ins eigene Fleisch schneidet.
Der Oberst weiß ganz genau, dass die Bevölkerung kaum die Möglichkeit hat, die Angaben wirklich objektiv zu überprüfen. Dass „auch während des Übungsbetriebes … mehrfach täglich Fußgängerinnen und Fußgänger auf dem Gelände angetroffen“ werden, ist sehr unwahrscheinlich, aber natürlich für Außenstehende nicht überprüfbar. Sind die Mörsergranaten im Juni 2021 und im Januar 2022 (was für ein Zufall – gerade so vor dem Zaunbau) tatsächlich „durch Übungstruppe“ gefunden worden oder sind sie aus dem Archiv einer Waffenkammer geholt und fotografiert worden? In einem Atemzug wird auf die „hohe Zahl an Blindgängern auf dem Truppenübungsplatz Senne sowie dem Panzerübungsplatz Stapel“ verwiesen – obwohl das (auch militärisch gesehen) zwei völlig unterschiedliche Räume und damit zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe sind. Hauptsache, das Horrorszenario bleibt erhalten. Und warum ist es „folgerichtig“, dass die Bundeswehr beschließt, den Schapeler Hof „ebenfalls mit einer Einzäunung zu versehen“, nur, weil die Engländer entschieden haben, den Stapel mit einer neuen Einzäunung zu versehen? Fragen über Fragen …
Das einzig wirklich relevante Problem sind die Motocrossfahrer. Dagegen könnte man etwas unternehmen – aber man müsste es natürlich wirklich wollen. Allerdings fiele dann eine „Begründung“ für den Zaunbau weg. Also wird lieber nicht das Grundproblem gelöst (beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Polizei), sondern man baut einen Zaun und schickt damit die Motocrossfahrer in die öffentlichen Wälder um Augustdorf herum, damit die Bevölkerung den Ärger hat, aber nicht die Bundeswehr.
Die Verdienste und die Leistungen der Bundeswehr sind unbestritten. Aber so habe ich mir eine dem Souverän, der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, verpflichtete Parlamentsarmee beim besten Willen nicht vorgestellt.
Heinz Walter
Lage-Hörste“
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Wer bezatlt denzaun????
Der Steuerzahler