Die Corona-Krise hat der Digitalisierung in den Betrieben in Deutschland einen spürbaren Schub gegeben. Dennoch gibt sich die NRW-Wirtschaft bei der Digitalisierung aber weiterhin nur die Note drei bis vier. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Digitalisierungsumfrage der IHK-Organisation an der 650 Unternehmen aus NRW teilgenommen haben. Angelehnt an die Umfrage hat IHK NRW eine Digitalisierungsagenda 2022 für NRW entworfen: Handlungsbedarf bei der Politik sehen die Unternehmen an erster Stelle beim Ausbau der digitalen Infrastrukturen und einer passgenauen Förderung zur schnelleren Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte (s. Anlage).
„Viele Unternehmen haben ihre Prozesse, Dienstleistungen und Produkte in den Pandemie-Jahren digitalisiert“, sagt Dr. Matthias Mainz, fachpolitischer Sprecher Wirtschaftspolitik und Digitalisierung von IHK NRW. „Im Vordergrund stand bei den Unternehmen daher die Flexibilisierung des Arbeitens (49 Prozent). In vielen Unternehmen gibt es nicht den einen Schalter, den man umlegen kann, um ins digitale Zeitalter zu kommen. Die digitale Transformation bleibt eine Daueraufgabe, die die Unternehmen noch über Jahre fordert.“ Gefragt nach einer Selbsteinschätzung zum Digitalisierungsgrad des eigenen Unternehmens, bleiben die Unternehmen zurückhaltend. Etwa ein Drittel der Befragten sieht sich voll oder gut digitalisiert. Der überwiegende Teil der Befragten (59 Prozent) kommt in der Selbsteinschätzung nicht über ein „befriedigend“ oder „ausreichend“ hinaus.
Die Herausforderungen, denen sich die Betriebe stellen müssen, sind zahlreich: 41 Prozent geben an, dass ihnen die zeitlichen Ressourcen fehlen, um sich neben Geschäft und der Krisenbewältigung stärker der Digitalisierung zu widmen. „Der pandemiebedingte Umsatzrückgang hat bei einigen Unternehmen auch zu Problemen bei der Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben geführt“, sagt Mainz. Neben der Komplexität einer Umstellung (39 Prozent) scheitert eine schnellere Digitalisierung auch an den hohen Kosten (36 Prozent).
Daneben stehen die Betriebe vor der Aufgabe, ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte fit für die digitale Zukunft zu machen. Vielfach fehlen Kompetenzen (20 Prozent) oder es mangelt an IT-Fachkräften (25 Prozent). „Die Unternehmen haben erkannt, dass eine erfolgreiche Transformation ein digitales Mindset braucht. Politik in Land und Bund sind gefordert, diesen Prozess zu unterstützen und den Unternehmen zu helfen, mehr Tempo aufzunehmen“, betont Mainz.
Den größten Handlungsbedarf auf politischer Seite sehen die Unternehmen im technischen und regulatorischen Rahmen, damit sie den digitalen Wandel in ihrer Branche annehmen können. An erster Stellt steht weiterhin eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur (66 Prozent). Zwar sind in der Zwischenzeit 70 Prozent der Befragten mit ihrer Internetanbindung zufrieden, bei knapp einem Viertel der Befragten (23 Prozent) entspricht die Leistungsfähigkeit der Breitbandinfrastruktur am Standort aber noch nicht dem Bedarf. Mainz: „Eine hohe Breitbandleistung am Standort ist und bleibt entscheidend dafür, ob ein Unternehmen Digitalisierungsprojekte umsetzt. Zwar ist die Versorgung in NRW besser als im Bundesdurchschnitt, doch es bleibt noch viel zu tun. Zuletzt haben wir in der Pandemie erlebt, wie schnell viele Unternehmen an der Belastungsgrenze waren.“
Daneben wünschen sich die Unternehmen von der Politik mehr Unterstützung durch passgenaue Fördermittel (43 Prozent), um innovative Technologien und neuer Geschäftsmodelle schneller umsetzen zu können. Die hohe Nachfrage nach den Förderprogrammen zur Digitalisierung von Handel und Tourismus, die das Land NRW in den vergangenen Jahren aufgelegt hat, zeigen, welche Impulse von einer zielgerichteten Förderung ausgehen.
Die Informationssicherheit wird immer mehr zu einer zentralen Voraussetzung für die Digitalisierung in den Unternehmen (30 Prozent). „In der Corona-Krise haben viele Unternehmen ihre Prozesse digitalisiert, vielfach ohne die entsprechende Sicherheitsstrukturen nachzuvollziehen“, so Mainz. „Das kann Schäden in existenzbedrohender Höhe verursachen, dessen ist man sich inzwischen bewusst.“ Mit dem Cluster CYBERSEC-NRW konzentrieren sich die IHKs in NRW daher in der Beratung auf die Anforderungen der kleinen und mittleren Unternehmen.

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