Ende Januar dieses Jahres trafen sich auf Einladung der britischen und deutschen Streitkräfte Spitzenvertreter der Landkreise und Anrainerkommunen des Truppenübungsplatzes Senne zu einem erneuten Meinungs- und Gedankenaustausch. Dabei nutzten die Kommandeure beider Seiten die Gelegenheit, um künftige Planungen sowie die militärische Nutzung des Truppenübungsplatzes vorzustellen. Referenten der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, des Bundesforstes sowie der Bundeswehr und der britischen Armee kamen beim „Stakeholders Meeting“ ebenfalls zu Wort.
Der Kommandeur des britischen NATO-Stützpunktes in Paderborn- Sennelager, Oberst Tim Hill, unterstrich zur Beginn der Online-Konferenz die Bedeutung des rund 116 Quadratkilometer großen Truppenübungsplatzes für die einsatzvorbereitende Truppenausbildung der britischen Streitkräfte. Dabei verwies Hill auf die vertraglichen Grundlagen für den Betrieb des Truppenübungsplatzes. „Eine Nutzungsintensivierung ist nicht vorgesehen“, widersprach der britische Kommandeur anderslautenden Berichten. Vielmehr kehre man zum Normalbetrieb in der Senne zurück.
Derzeit sind rund 220 britische Soldaten in Sennelager stationiert. Neben dem Truppenübungsplatz gehören ein taktisches Gefechtssimulationszentrum sowie einige Verwaltungsdienststellen zur „NATO Forward Holding Base Sennelager“. Eine Erhöhung der Truppenstärke sei derzeit nicht geplant. Brigadegeneral Stephan Willer, Kommandeur der in Augustdorf stationierten Panzerbrigade 21, unterstrich ebenfalls die herausragende Bedeutung des militärischen Übungsgeländes für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte beider Länder. „Wir arbeiten mit unseren britischen Freunden eng zusammen und sind immer bemüht, die militärische Nutzung der Senne mit den Bedürfnissen der Anrainerkommunen in Einklang zu bringen.“
Rafael Wartanian von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben betonte in seinem Redebeitrag die Bedeutung geltender Vereinbarungen und Vertragswerke zur Nutzung der Senne durch die britischen Streitkräfte: „Der Truppenübungsplatz ist den Briten auf Grundlage völkerrechtlicher Bestimmungen auf unbestimmte Zeit für die militärische Nutzung überlassen worden“, stellte Wartanian unmissverständlich klar. Die eindeutige Zweckbestimmung des Geländes unterstrich auch Jürgen Rost, der als Leiter des Bundesforstbetriebes Rhein-Weser für die Bewirtschaftung der Waldflächen in der Senne verantwortlich ist. „Die Waldflächen bilden einen „Funktionswald“, der ausschließlich zur Unterstützung des militärischen Nutzungszweckes unterhalten wird“, machte der Leitende Forstdirektor deutlich. „Vorrangig dienen die bewaldeten Flächen als natürliche Begrenzungen für Schießbahnen und Gefahrenbereiche sowie für den Lärmschutz.
Folglich sind die Waldgebiete zweckgebunden und nicht vorrangig durch den Betreiber des Truppenübungsplatzes zu schonen.“ Weitere Gastredner waren Bundeswehr-Oberst Jörg Wiederhold, Kommandeur der Truppenübungsplatzkommandantur Nord. Die Bundeswehr unterhält in Sennelager ein Verbindungskommando zu den britischen Streitkräften, das Wiederhold direkt unterstellt ist. Neben den möglichen Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest auf den Schieß-und Übungsbetrieb auf Truppenübungsplätzen verwies der Oberst auf die Notwendigkeit von geplanten Einflugschneisen für militärische Luftfahrzeuge. „Der Einsatz von Luftfahrzeugen ist grundsätzlich Bestandteil der Nutzung auf Truppenübungsplätzen“, so Wiederhold. Die Senne bilde dabei keine Ausnahme.
In diesem Zusammenhang ging Oberst Tim Hill auf die geplanten Baumaßnahmen auf dem Gelände des Feldflugplatzes in Bad Lippspringe ein. „Das Gelände ist weiterhin für militärische Übungen von großer Bedeutung“, so Hill. Während des Übungsbetriebes soll das Areal künftig wieder für den Flugbetrieb genutzt werden, aber auch die temporäre Einrichtung von logistischen Versorgungseinrichtungen, Gefechtsständen oder Feldlazaretten sei denkbar. Der Einrichtung eines dauerhaft betriebenen „Luftdrehkreuzes“ erteilte Hill eine klare Absage. „Hierfür gibt es keinerlei Planungen“. Die Gebäude auf dem Feldflughafen werden renoviert und die Zaunanlage erneuert. Hill bestätigte zudem die Planungen zur Erneuerung der Einzäunung des Panzerübungsplatzes Stapel, der nördlich von Augustdorf am Fuß des Teutoburger Waldes liegt. „Der Baubeginn steht noch nicht abschließend fest“, erklärte der britische Kommandeur.
Neben dem 550 Hektar großen Übungsgelände soll auch der angrenzende Bundeswehrübungsplatz „Schapeler Hof“ zukünftig eingezäunt werden. Die Bundeswehr beteiligt sich daher anteilig an den Kosten des Bauprojektes. Die britischen Streitkräfte begründen diese Maßnahmen mit einer Vielzahl von Einbrüchen, Diebstählen, Vandalismus sowie illegaler Müllentsorgung. Zudem wird auf die hohe Zahl an Blindgängern auf dem Truppenübungsplatz Senne sowie dem Panzerübungsplatz Stapel verwiesen. Auch die illegalen Motocross- und Motorradrennen spielen bei der Entscheidung für die Umzäunung der Übungsplatzteile eine Rolle.
Mit Blick auf die regelmäßige Öffnung der Transitstraßen durch den Truppenübungsplatz verwies Oberst Hill auf die gültigen Vertragsdokumente. Maßgebend sei bei Fragen der zivilen Mitnutzung der Senne unverändert die „Sennevereinbarung“ aus dem Mai 1989. „Wenn immer möglich werden die Durchgangsstraßen außerhalb der militärischen Übungszeiten geöffnet“, so Hill. Zuvor müsse jedoch zum Schutz der Bevölkerung akribisch geprüft werden, ob die Straßen frei von Blindgängern seien, machte Oberst Hill klar. „Die Schließung der Durchgangsstraßen ist keine willkürliche Maßnahme, sondern richtet sich nach der militärischen Nutzung der Senne.“
Nach über 100 Jahren intensiver militärischer Nutzung verweisen sowohl die deutschen als auch die britischen Streitkräfte auf die hohe Anzahl von Blindgängern und Munitionsresten in der Senne. Unbefugtes Betreten werde weiterhin nicht geduldet und strafrechtlich verfolgt. Neben der militärischen Nutzung hat der Erhalt der Sennelandschaft für die britischen Betreiber hohe Priorität. Ein spezielles „Landmanagement-Team“ arbeitet in diesem Zusammenhang eng mit dem Bundesforst, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und Umweltorganisationen zusammen.
Im vergangenen Jahr investierten die britischen Streitkräfte rund 180.000 Euro in Naturschutzprojekte auf dem Truppenübungsplatz. Schlussendlich war die Botschaft der britischen und deutschen Streitkräfte an die Anrainer des Truppenübungsplatzes klar: Wenngleich die militärische Nutzung der Senne auch in Zukunft im Vordergrund steht, hat der fortwährende transparente Dialog und Informationsaustausch sowie das freundliche Miteinander aller Akteure unverändert einen sehr hohen Stellenwert für die Streitkräfte.