Pünktlich zu Weihnachten sind noch einmal mehrere tausend Kraniche aus Nord- und Ostdeutschland Richtung Winterquartiere aufgebrochen. Am ersten Weihnachtsfeiertag herrschte auf beiden Hauptrouten über Hessen und NRW dichter Verkehr.
Rund einen Monat nach Ende des regulären Zugs in die Winterquartiere waren über die Weihnachtstage noch einmal viele Tausend vor der Kälte fliehende Kraniche unterwegs. Im NABU-Naturgucker wurden von mehr als 1100 Beobachter*innen insgesamt 70.000 Kraniche online gemeldet. Darunter sind sicher Doppelzählungen der selben Vögel entlang der Flugstrecke, andererseits konnten oft gar keine Zahlenangaben gemacht werden, weil die Kraniche bei Dunkelheit oder oberhalb der Wolken flogen.
Nach dem Höhepunkt der Kälteflucht am Samstag und Sonntag ist das Fluggeschehen nun deutlich abgeebbt. Es sind aber immer noch Kraniche unterwegs, vor allem auf der Hessenroute. Dabei werden seit Montag vermehrt Kranichtrupps in vermeintlich falscher Flugrichtung notiert. Dass die Vögel bereits auf die langsam milder werdenden Temperaturen reagieren und aktiv umkehren, ist unwahrscheinlich. Vielmehr sind die Flugrouten je nach Landschaft und Orientierungspunkten nicht kerzengerade in einer Richtung. Außerdem verfliegen sich Kraniche auch mal, vor allem bei schlechter Sicht. Manchmal müssen sie sogar notlanden. Umorientierung und Kurskorrektur dürften zum Beispiel bei den Kranichtrupps eine Rolle gespielt haben, die am Montag ausnahmsweise den kompletten Odenwald überflogen; dieser liegt für den direkten Weg in die Champagne definitiv zu weit östlich.
Nach erneut zweitstelligen Minusgraden im Norden setzt sich die Kälteflucht der Kraniche am zweiten Weihnachtstag fort. Schon am Vormittag wurden Kranichformationen relativ weit im Süden der beiden Hauptzugkorridore über Hessen und NRW beobachtet. Die Vögel sind also entweder im Norden noch tief in der Nacht losgeflogen oder sie haben im Rheinland und in Mittelhessen übernachtet. In Hessen zeigten sich Kraniche auch am Ostrand des Zugkorridors, so dass sie über Odenwald, Bergstraße und Hessischem Ried zu sehen waren.

Tausende Kraniche sterben an Vogelgrippe

Schlechte Nachrichten gibt es unterdessen von den sogenannten Ostziehern unter den Kranichen. Diese fliegen über den Balkan und den Nahen Osten bis zum Rift Valley und dem Tanasee in Äthiopien. Dabei kommt Israel eine besondere Bedeutung sowohl auf dem Zug wie auch als Winterquartier für jene Kraniche zu, die sich den weiten Weg nach Ostafrika sparen wollen.
Vor kurzem ist in israelischen Geflügelhaltungen die Vogelgrippe vom Typ H5N1 ausgebrochen, mehr als eine halbe Million Hühner und Puten starben oder mussten getötet werden. Nun hat sich die Vogelgrippe auch auf Wildvögel ausgebreitet. Wie unter anderem die Times of Israel berichtet, gehen die Naturschutzbehörden von inzwischen „25 bis 30 Tonnen“ toten Kranichen aus. Das entspricht etwa 5000 Tieren. Besonders betroffen ist das für seine großen Vogelansammlungen bekannte Hula-Tal; das Schutzgebiet wurde für den Besucher*innenverkehr gesperrt.

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