Über 100 Soldatinnen und Soldaten des Versorgungsbataillons 7 waren in der vergangenen Woche im Rahmen der Hochwasserbekämpfung in Leverkusen im Einsatz. Dort haben sie Einwohner befragt, um ein Lagebild für die örtlichen Feuerwehren zu erstellen, Keller leergepumpt und Sperrmüll weggeräumt. Mit dabei waren auch 30 Soldatinnen und Soldaten aus Augustdorf, denn die 2. Kompanie des Bataillons ist in der Rommel-Kaserne stationiert.
Oberleutnant Patrick Lipka bekam den Marschbefehl abends um 20 Uhr. Als verantwortlicher militärischer Führer greift der Bückeburger sofort zum Telefon und setzt sich mit dem Krisenstab in Leverkusen in Verbindung, um erste Informationen zur Lage in der Stadt aufzunehmen. In den frühen Morgenstunden macht sich der 27-Jährige Offizier auf den Weg an den Rhein. Gemeinsam mit den Einsatzleitern der Feuerwehr plant er nach Ankunft seiner Kameradinnen und Kameraden aus Unna und dem hessischen Stadtallendorf die Einsatzmöglichkeiten für die Verstärkung in Flecktarn.
In kleinen Trupps geht es für die Soldaten zunächst in den Stadtteil Opladen. „Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse konnten mehrere tausend Notrufe durch die Feuerwehren nicht abgearbeitet werden“, erklärt Lipka. „Daher war es zunächst einmal sehr wichtig, ein Lagebild zu generieren.“ Elisabeth Markowitsch ist mit dabei, befragt Einwohner und führt Protokoll. Für die Hobby-Boxerin aus Lage sind diese ersten Stunden nicht einfach. „Wir wollten helfen und mit anpacken“, erzählt die Zeitsoldatin. „Trotzdem war bereits diese Arbeit für die Behörden vor Ort sehr wichtig“, betont Oberleutnant Lipka.
Zielgerichtet konnten danach die Hilfsmaßnahmen in Opladen koordiniert aufgenommen werden. Auch die Soldaten des Versorgungsbataillons erhalten klare Aufträge. Ausgestattet mit Pumpen und Stromerzeugern machen sich die Teams daran, Kellerräume auszupumpen. „Zusätzlich haben wir den Bewohnern geholfen, Sperrmüll an die Straße zu stellen oder einfach beim Aufräumen geholfen“, erzählt Stabsunteroffizier Markowitsch. Die Situation vor Ort trifft viele Soldaten hart. „Wenn man sieht, dass diese Menschen mit Tränen in den Augen dort stehen, dass berührt mich sehr“, gibt die gelernte Industriekauffrau zu.
Im Schichtsystem arbeiten sich die Soldaten durch die Straßenzüge. Nach dem Einsatz in Opladen geht es weiter in den Stadtteil Schlebusch. Auch hier packen die Männer und Frauen um Oberleutnant Patrick Lipka mit an. „Wir haben alle unsere Aufträge erfüllen können“, zieht der junge Offizier ein positives Fazit des Einsatzes in Leverkusen.
Am Sonntag kehren alle Einsatzkräfte an die Heimatstandorte zurück. Auch für René Schwartz ist sein Hochwassereinsatz am Nachmittag beendet. Der 34-Jährige Nachschubunteroffizier war vier Tage im Amtshilfeeinsatz in Hagen. Mit seinem „Feldumschlaggerät“ hat er Straßen von Trümmern, Geröll und Schlamm befreit. Hinter der militärischen Bezeichnung verbirgt sich ein fünf Meter langer Gabelstapler, der auch in freiem Gelände mit Allradantrieb einsetzbar ist. „Mit wenigen Handgriffen kann ein Räumschild montiert werden“, erklärt der Familienvater aus Delbrück. „Wie in einem Kriegsgebiet“, so beschreibt der erfahrene Soldat, der seit 2009 seinen Dienst in Augustdorf versieht, die Situation in Hagen.
Bis zu zwanzig Stunden sind seine Kameraden im Dauereinsatz um Straßen und Rettungswege frei zu räumen. Diese Belastung kennt auch Patrick Lipka. Nach rund 50 Stunden bekommt der Offizier erstmalig ein paar Stunden Schlaf. Rückblickend sind sich die Augustdorfer Helfer jedoch einig: „Der Einsatz hat sich gelohnt.“
Wann die nächsten Bundeswehreinheiten aus der Rommel-Kaserne ins Hochwassergebiet abrücken, bleibt abzuwarten. Verantwortlich für die Anforderung der Truppe sind die zivilen Krisenstäbe vor Ort. Patrick Lipka und seine Kameradinnen und Kameraden würden jederzeit wieder dort helfen, wo die Bundeswehr gebraucht wird. (mw)