„Hiermit lege ich mein Ratsmandat nieder.“ Mit diesen Worten in einer E-Mail an Bürgermeister Thomas Katzer, endete am 31. Mai eine politische Karriere, die sicherlich seinesgleichen sucht. Der ehemalige SPD-Fraktionschef Heinrich Georg Schneider hat seine kommunal-politische Laufbahn beendet.
Am Wochenende empfing Schneider die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN zusammen mit Bürgermeister Thomas Katzer zu einem Interview bei sich zu Hause.
AUGUSTDORFER NACHRICHTEN: Herr Schneider, was hat Sie dazu bewegt, sieben Monate nach den Wahlen das Ratsmandat niederzulegen?
Heinrich Georg Schneider: Dafür gab es mehrere Gründe. Eigentlich wollte ich schon zum Ende der letzten Legislaturperiode den Rat verlassen, aber nachdem wir es geschafft haben unseren Bürgermeisterkandidaten durchzusetzen, habe ich Thomas Katzer zugesagt, noch bis zur Mitte der Legislaturperiode im Rat mitzuwirken, um ihm bei der Einarbeitung in seinem Amt, wo immer es möglich ist, zu unterstützen.

Bürgermeister Thomas Katzer (links) im Gespräch mit Heinz Schneider. Foto: Wolff

Thomas Katzer: Und dafür bin ich Heinz Schneider sehr dankbar. Er hat so viel Wissen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Gremien in 29 Jahren Ratstätigkeit gesammelt, dass ich immer gerne davon profitiert habe.
AN: Warum hätten Sie ansonsten Ihr Ratsmandat niedergelegt?
Schneider: Ich habe immer klar gesagt, wenn Herr Wulf noch einmal gewinnt, lege ich mein Mandat sofort nieder. Es war für mich absehbar, dass sich die Gemeinde nach einer Wiederwahl Wulfs in eine Richtung weiterentwickelt hätte, die ich nicht mehr hätte mittragen können.
AN: Jetzt ist ja die Hälfte der Legislaturperiode noch nicht vorbei, warum haben Sie sich dazu entschieden, nun doch frühzeitiger die politische Bühne zu verlassen?
Schneider: Das hat mit dem Verlust meiner Frau vor kurzem zu tun…
AN: Inwiefern hat das den Ausschlag gegeben?
Schneider: Ich weiß nicht, ob ich das so richtig ausdrücken kann. Mir fehlen zurzeit einfach die Motivation und das Interesse am politischen Geschehen. Kommunalpolitik habe ich immer auch als Herzensangelegenheit verstanden. Bis zum Schluss hatte ich mir mit großer Leidenschaft alles angeeignet, jedes Gutachten, jedes Schriftstück, jeden Presseartikel gelesen. Nun habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr konzentriert bei der Sache bin.
Katzer: Ich kann Heinz Schneider da sehr gut verstehen, vor knapp sechs Jahren war ich in einer ähnlichen Situation und kann darum nachfühlen, wie es ihm zumute sein muss. Aus dem Grund respektiere und akzeptiere seine Entscheidung voll und ganz.
AN: Können Sie sich noch an Ihre erste Ratssitzung erinnern?
Schneider: Ich weiß, dass damals noch Kurt Wistinghausen Bürgermeister war, aber an die erste Ratssitzung selbst kann ich mich nicht mehr erinnern.
AN: Inwiefern hat sich die Ratsarbeit in den Jahren verändert?Schneider: Die Ratsarbeit hat sich meines Erachtens nicht groß verändert, die Menschen bzw. die Ratsmitglieder, haben sich spätestens alle fünf Jahre nach den Wahlen verändert.
Katzer: Ich war 15 Jahre im Rat und ich kann sagen, dass sich die Ratsarbeit im vergangenen Jahr in dem Moment verändert hat, als das Verhältnis der CDU zu meinem Vorgänger abkühlte. Da wurde plötzlich konstruktiv zusammengearbeitet, es wurde sachlicher und harmonischer.
AN: Welche Höhepunkte gab es in Ihrer politischen Laufbahn?
Schneider: Da könnte ich abendfüllende Geschichten erzählen. Zwei Punkte möchte ich erwähnen. Zum einen, dass wir die Errichtung der Realschule vor mehr als zwei Jahrzehnten durchgesetzt haben. Damit wurde vielen Kindern eine unmittelbare Beschulung in unserem Dorf ermöglicht. Lange Beförderungszeiten wurden somit vielen Kindern erspart. Ein für mich negativer Höhepunkt, war die Abstimmung über das Freibad. Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass das Freibad für unsere Gemeinde erhalten werden musste und auch erhalten werden konnte. Leider haben sich in diesem Fall der ehemalige Bürgermeister gemeinsam mit der CDU gegen das Freibad durchgesetzt.
AN: Sie hatten in Ihrer aktiven Zeit viele Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Bürgermeister, wie kam das?
Schneider: Es war mit Herrn Wulf eine schwierige Zeit, dennoch haben wir versucht das Beste daraus zu machen. Leider Gottes mussten wir viel und unnötige Zeit damit verbringen, die gesetzlich vorgegebene Kontrollfunktion gegenüber der Verwaltung beziehungsweise dem Bürgermeister auszuüben.
AN: War das Arbeiten denn in der Zeit angenehm?
Schneider: Natürlich nicht, man macht ja Politik, um zu gestalten, und nicht, um zu kontrollieren. Aber es funktionierte nicht anders. Herr Wulf hat zuerst den Rat gespalten, dann die Gemeinde und die „alte“ CDU hat er gleich plattgemacht.
AN: Fehlt Ihnen die politische Arbeit?
Schneider: Die kommende Zeit wird es zeigen.
AN: Was machen Sie denn nun in Ihrer freien Zeit?
Schneider: Augenblicklich helfe ich gerne meinen Töchtern und ihren Familien und bin sozusagen deren ehrenamtlicher Hausmeister und Gärtner. Sicherlich werde ich mich auch zukünftig ehrenamtlich engagieren. Da gibt es genügend sinnvolle Tätigkeiten, die mir Freude machen würden. In den nächsten Tagen werde ich mit meinem ältesten Enkel einen Angelurlaub verbringen, den ich ihm zu seinem bestandenen Abitur versprochen habe.
AN: Welches Projekt lag Ihnen in den vergangenen Jahren am Herzen?
Schneider: Neben den Schulen und allen anderen öffentlichen Einrichtungen, sah ich es als wichtige Aufgabe an, die Vereinsarbeit in Augustdorf zu fördern und zu pflegen. Eine Gemeinde in unserer Größenordnung ist nicht allein in der Lage ausreichend Sport-, Freizeit- und Kulturangebote für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Das kann nur eine gute Vereinsarbeit leisten. Und die funktioniert bei uns, in unserer Gemeinde. Darauf bin ich sehr stolz und freue mich, dass ich heute noch in mehreren Vereinen bin und hier hoffentlich bald auch wieder die Möglichkeiten wahrnehmen kann, mich einzusetzen.
AN: Was ist Ihnen noch wichtig, für dieses Interview?Schneider: Ich hoffe und bin mir sehr sicher, dass die SPD weiterhin eine gute Fraktionsarbeit leisten wird. Bedanken möchte ich mich auch insbesondere bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung für die konstruktive und gute Zusammenarbeit in den letzten Jahrzehnten. 
AN: Ihr Tipp für die kommende Bürgermeisterwahl?
Schneider: Klar, Wiederwahl von Thomas Katzer!Katzer: Ich möchte mich an dieser Stelle einmal bedanken, für mich ist Heinz Schneider wie ein politischer Ziehvater. Unsere Zusammenarbeit war immer von Vertrauen, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit geprägt. Und so etwas findet man heute nur noch selten.
AN: Herr Schneider, Herr Bürgermeister, herzlichen Dank für das Gespräch.

Ein Gedanke zu „Ein politisches Schwergewicht sagt leise „Servus““
  1. Ich wünsche dem Heinz Schneider noch eine schöne Zeit !!! Ich hab ihm ein kleines holpriges Gedichtchen geschrieben, das von Herzen kommt .
    „Unsterblich
    Die Freude fiel
    vom Lebensbaum
    und hinterließ
    die Wunde
    der Sterblichkeit.
    Nimm die Freude
    der Vergangenheit
    in dein Haus
    und allmählich
    wird sich
    die Ewigkeit
    zu dir setzen“
    (für Heinz von Michael)
    Ad multos annos, lieber Heinz, und stolz bin ich , dass ich für Deinem lokalpolitischen Traum etwas helfen durfte. Michael

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