Der Augustdorfer Lutz Müller, erklärt in einer Stellungnahme, wie er zu dem offenen Brief steht, der seit zwei Tagen in den sozialen Netzwerken kursiert und über den die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN bereits berichtet haben. Müller ist es wichtig zu betonen, dass diese Stellungnahme von ihm als Privatperson und nicht als CDU-Mitglied kommt.
„Ich wohne seit 1973, also fast ein halbes Jahrhundert, in Augustdorf. Aber nichts hat mich in unserer Gemeinde bisher so bewegt, wie die Geschehnisse in den letzten Monaten.
Dabei möchte ist es nicht unbedingt an der Pandemie festmachen, denn sie betrifft ja nicht nur Augustdorf, sondern alle Städte und Gemeinden auf der ganzen Welt. Der zwischenmenschliche Umgang in unserem Dorf ist es, der mich zutiefst beunruhigt.
Viele Wissenschaftler arbeiten fieberhaft daran, die Pandemie in den Griff zu bekommen und Menschenleben zu retten. Zu meinem großen Bedauern muss ich aber feststellen, dass in den sogenannten „sozialen Medien“ gegen Maßnahmen der Bundes- und der Landesregierung gewettert wird. Kein Politiker möchte gerne die Bevölkerung in ihren gewohnten Rechten einschränken. Aber es müssen Maßnahmen getroffen werden, um Menschenleben zu retten. Niemand ist aktuell in der Lage, alle Möglichkeiten des Handelns abzuwägen, aber wir sind auf einem guten Weg.
Nur gemeinsam und mit großer Akzeptanz der uns allen auferlegten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung können wir überleben. Aber ein Teil unserer Einwohner und Bürgerinnen und Bürger schwingt sich auf und erhebt sich in den Stand von erfahrenen Virologen und Fachärzten. Kritik im Überfluss hagelt es, wenn gut gemeinte Maßnahmen zum Schutze aller Menschen angeordnet werden. Sofort wird das Grundgesetz zitiert und beklagt, dass man sich vermeintlich nicht mehr in einer rechtsstaatlichen Demokratie befindet.
Und wenn das Grundgesetz nicht mehr hinreichende Argumente liefert, wird willkürlich aus der Bibel zitiert, um persönliche und sehr egoistische Vorstellungen zu realisieren. Wirkliche Lösungen werden aber an keiner Stelle von den Kritikern aufgezeigt. Aber es geht auch noch heftiger. So schreibt jemand unter dem (vermutlichen Pseudonym)“ Wn Ann“ auf facebook,… dass Gott alles zulässt und die Verantwortlichen für das Entstehen der Pandemie diejenigen sind, die nicht an Gott glauben. Zudem würde Gott Städte mit Spöttern vernichten, aber die Christen blieben verschont… Nun, diesen Post darf jeder gerne für sich bewerten.
Im Rahmen eines Interviews in den Augustdorfer Nachrichten hatte ich mich bereits zum Verhalten einiger Mitmenschen während der Pandemie geäußert. Ich wiederhole mich gerne erneut. Als überzeugter Christ glaube ich an den Herrn, aber Gottvertrauen darf nicht dazu führen, dass die Regeln unseres gemeinschaftlichen menschlichen Miteinanders strapaziert werden. Vermutlich wollen das aber einige Mitbürger/Innen unserer Gemeinde nicht verstehen.
So wird aktuell in einem „Offenen Brief“ gegen die Testpflicht in den Schulen mit Argumente gearbeitet, die nicht nachvollziehbar sind. So ist in dem Brief zu lesen, dass der Infektionsschutz nicht absoluten Vorrang vor allen Interessen und vor den Bedürfnissen der Kinder haben dürfe. Hier stellt sich doch die Frage, welche Interessen und Bedürfnisse der Kinder sind denn gemeint? Es dürfte doch im Interesse und nicht nur aller Kinder sein, dass frühzeitig Erkrankungen erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Es kann aktuell, im Zeichen einer Pandemie, doch nur das Interesse im Vordergrund stehen, Leben zu retten!
Und in diesem Zusammenhang äußert sich eine Unterstützerin des „Offenen Briefes“, dass ja mehr Menschen an Grippe sterben als an Corona. Es wird in der Begründung zum „Offenen Brief“ billigend in Kauf genommen und explizit darauf hingewiesen, dass es auch noch andere Möglichkeiten des Sterbens gebe. Menschenverachtender kann man sich nun wirklich nicht mehr äußern. Weiterhin wird in dem Brief ausgeführt, dass es übertrieben sei, Kinder zu testen, die keine Symptome zeigen. Es sollte sich im Laufe der Zeit wohl jedem erschlossen haben, dass Menschen, die keine Symptome haben, durchaus aber potentielle Träger des Virus sein können und damit auch eine Ansteckung anderer Menschen möglich ist. Zudem wird es durch die Briefschreiber abgelehnt, positiv getestete Kinder sofort in Quarantäne zu schicken. Die Logik der Briefschreiber ist ja schon unglaublich. Daraus resultiert also, dass man besser nicht testet und dann bräuchte ein an Corona erkranktes Kind nicht aus der Schule genommen zu werden??
Welche Vorschläge hätten die Schreiber des „Offenen Briefes“ eigentlich, um das Problem zu lösen??? Aber hier stellt sich ja schon die Frage, wer ist eigentlich der Verfasser des Briefes? Sehr unüblich ist es, einen „Offenen Brief“ zu schreiben, darin aufzufordern, sich mit Unterschriften an der Aktion zu beteiligen aber nicht erkennbar aufzuzeigen, wer dazu aufgerufen hat. Einige Bürger vermuten gar, dass sich ein ehemaliger Spitzenpolitiker der Gemeinde als Autor des Briefes betätigt hat. Die Vermutung mag man unter Umständen sogar als richtig einstufen.
Es ist schon recht feige, einen Brief mit Angriffen gegen den amtierenden Bürgermeister zu formulieren, Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu torpedieren, sich aber nicht als Autor zu outen. Gleichzeitig nutzt man aber die Chance, aus der Anonymität heraus, andere Mitbürger/innen zu instrumentalisieren. Weiterhin halte ich es auch für völlig überzogen, dass man im Rahmen des Briefes den Versuch startet, anderen Eltern zu suggerieren, dass durch das Einführen eines Wattestäbchens in die Nase gesundheitliche Schäden entstehen könnten. Auch wird dem Lehrpersonal in den Schulen unsensibles Verhalten bei der Testung der Kinder unterstellt.
Ich habe großes Vertrauen zu unserer Lehrerschaft in allen Schulen. Die Berufspädagogen werden im Umgang mit den Testen schon sehr sorgfältig darauf achten, dass kein Kind bei einem positiven Test stigmatisiert wird. Für mich bleibt es völlig unverständlich, dass einige Bürger/Innen gegen eine Testpflicht in Schulen sind.
Selbst der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Herr Dario Schramm, berichtet, dass nach Meinung der BSK eine gesetzliche Testpflicht in die Schulen eingebracht werden soll! In der Bunderepublik Deutschland hatten wir in der Vergangenheit schon so manche Krankheit eindämmen oder sogar „besiegen“ können.
Dieses konnte durch eine Impfpflicht und weitere Maßnahmen, die die Bevölkerung getragen hat, erreicht werden. So darf ich beispielhaft an die Impfpflicht (Diphterie und Scharlach) in Baden- Württemberg von 1946 bis 1954 erinnern. Und auch die allgemeine Impfpflicht gegen Pocken in den Jahren 1949 bis 1975 rettete viele Menschenleben.
Und für alle diejenigen, die den Artikel 2 Abs.1 des Grundgesetzes (Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit) im Zusammenhang mit „Pflichten zur Eindämmung von Krankheiten mit schweren klinischen Verläufen“ bemühen wollen, seien folgende Hinweise erkenntnisreich:
1. Bereits im Jahre 1959 hatte das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass eine Impfpflicht mit dem GG vereinbar ist!
2. Eine weitere Rechtsgrundlage für eine Impfpflicht ist seit dem Jahr 2001 im § 20 Abs. 6 und 7. des Infektionsschutzgesetzes verankert.
3. Eine Impfpflicht gegen Masern besteht seit dem 14.11.2019
Wenn also Impfpflichten in Gesetzen verankert wurden, dann dürfte eine Testpflicht, aus welchen Gründen auch immer, wohl kaum noch in Zweifel gezogen werden.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich bitte eindringlich darum, dass wir Maßnahmen, die uns auferlegt werden um die Pandemie zu bekämpfen, gemeinsam akzeptieren und mittragen. Auch wenn Sie mit einigen Maßnahmen nicht einverstanden sein sollten, haben Sie doch die Verpflichtung, sich daran zu halten, um nicht andere Mitmenschen zu gefährden.
Ich sorge mich sehr, weil ich eine zunehmende Spaltung unseres Dorfes wahrnehme. Wir sind eine Dorfgemeinschaft und sollten daran arbeiten, uns nicht mit bösen Botschaften und Anfeindungen im Internet zu begegnen. Bleiben Sie menschlich!“

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6 Gedanken zu „„Menschenverachtender kann man sich nicht äußern.““
  1. Wir sind vom erstenTag der Augustdorfer Nachrichten online dabei und verfolgen jeden Tag im Hintergrund alle Themen und Berichte. Wir stehen voll hinter den Herren Müller und Barz die kein Blatt vor den Mund nehmen und die Themen ansprechen wie sie sind. Danke das wir durch sie am Augustdorfer Geschehen auf dem Laufenden bleiben.
    Sabine und Hendrick Schlieper

    1. Es ist so wichtig, festzustellen, wie Menschen aus verschiedensten politischen Richtungen die hier im Ort immer tiefer werdende Spaltung erkennen und benennen. Die Pandemie hat dieses Problem sehr viel schneller deutlich gemacht, als es sonst erkennbar geworden wäre. Um so wichtiger ist es, den Spalten, „Querdenkern“ und religiösen Fanatiker nicht auf den Leim zu gehen, sondern kulturell offen zu sein und zusammen zu stehen als vielseitige, bunte, offene, humane und immer wissbegierige Gemeinschaft.
      Andrea und Wolfgang MacGregor

  2. Zunächst bedanke ich mich bei allen , die durch Interesse und Zustimmung und Zuspruch gezeigt haben, dass der Bürgermeister unterstützt und bestärkt werden muss, diese unselige Spaltung unseres Dorfes zu überwinden. Ich muss den mutigen Joachim Barz nicht extra erwähnen, aber die klaren Worte des Herrn Lutz Müller bedürfen eines DANKESCHÖNS !!! Wir sind in unterschiedlichen politischen Parteien verwurzelt, aber wir sind uns einig , dass wir in dieser NOTWEHRSITUATION gegen DUMMHEIT, Verbohrtheit, Querdenken und lebensgefährlichem Verbarrikadieren hinter Bibelsprüchen uns wehren müssen !!! Die , mit Verlaub Herr Barz, UNSOZIALE und ich betone UNCHRISTLICHE Haltung , Einstellung und die Aktionen dieser GEFÄHRDER in den sozialen Medien und im anonymen „Offenen Brief“ ist, und das sage ich den selbstgerechten „Christen“ , schlichtweg eine Übertretung des Zweiten Gebotes !!!!
    Am 13. Januar 1898 erschien auf dem Titelblatt der französischen Tageszeitung „L’Aurore“ ein Offener Brief des berühmten Schriftstellers Emile Zola unter dem Titel „J’accuse“ (Ich klage an ) und hat einen Staat zum Wanken gebracht…Ich benutze dieses Wort, weil es deutlicher nicht geht.
    Ich klage an !!!
    Die Nichtachtung und dümmliche Infragestellung der Gesetze unseres Landes.
    Ich klage an !!!
    Glaubensfreiheit zu missbrauchen , zwischen Gesetzen zu unterscheiden, die man einhalten will und welche nicht.
    Ich klage an !!!
    Die Mitmenschen zu unterscheiden in Gläubige und Ungläubige (Verlorene und ewig Verdammte). Das ist Gotteslästerung, weil unser Schöpfer und Gott alle Menschen liebt und die „Gläubigen“ meinen und verbreiten, dass sie die Gnade des Herrn gepachtet hätten. Das ist Rückfall in die Zeit des Mittelalters , als man mit Ablass sündenfrei werden konnte….sogar zukünftig.
    Ich klage an !!!
    Die Nichtachtung und Ablehnung aller Wissenschaft und Forschung, die verdienstvolle Wissenschaftler/innen zum Wohlergehen aller Menschen geleistet und bewiesen haben jenseits jeder Zweifel.
    Ich klage an !!
    Die leichtgläubige Beeinflussbarkeit noch unfertiger Jugend zu missbrauchen und ihr den Weg auf einen selbst bestimmten Platz im Leben in einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft zu verbauen.
    Ich klage an !!!
    Alle „Querdenker“, die unser Leben, Gesundheit und den Frieden im Dorf mit unbeschreiblicher DUMMHEIT so lebensgefährlich bedrohen.
    UND ICH FORDERE ZUM WIDERSTAND AUF !!!!

  3. Wir staunen sehr über die Entwicklung in Augustdorf.
    Wir waren stolz, Mitglieder dieser Gemeinde zu sein, als in den 90er Jahren die ersten Russland-Deutschen hier eintrafen. Voller Vorfreude wurden damals die Häuser in dem ruhigen Gebiet südlich des Lopshorner Weges gebaut. Als dann in unserer Straße neue Häuser entstanden und alte aufgekauft wurden, pflegten wir eine gute Nachbarschaft und halten diese bis heute aufrecht.
    Wir waren stolz, Augustdorfer zu sein, als 2015 die ersten flüchtenden Menschen in unserer Gemeinde eintrafen und hier herzlich empfangen, begleitet und versorgt wurden. Eine Gemeinde eben, in der ethnische und kulturelle Vielfalt gelebt wird. Viele Augustdorfer engagieren sich heute noch.
    Daher sind wir sehr verwundert, dass in Zeiten der Pandemie, in denen Gemeinschaft und ein Für-einander-da-sein erforderlich sind, plötzlich jeder nur an sich und seine kleinen Wehwehchen denkt.
    Bemühungen der Regierung, unsere Gesundheit zu erhalten, werden ignoriert oder bekämpft. Wieso kommt jemand, der sich informiert und selbst denken kann, auf die Idee, dass ein Teststäbchen mehr schaden kann als eine Krankheit?
    Wir möchten allen Zweiflern raten, eine Ausbildung in einem Pflegeberuf zu machen und auf der Intensivstation eines Krankenhauses Dienst zu tun. Dort erfährt man vor Ort, welch schlimme Krankheit den eigenen Kindern erspart werden kann, wenn man sich so verhält, dass man dem Nächsten nicht schadet.
    Kornelia und Horst Lengeling

  4. Der umfassenden Stellungnahme von Lutz Müller sowie den Leserbriefen, auch zum Thema „Offener Brief“, habe ich inhaltlich rein gar nichts mehr hinzuzufügen. Ich beobachte mit inzwischen sehr großer Sorge, wie sich die Situation hier im Ort entwickelt und vielleicht bald schon zu eskalieren droht! Thomas Katzer hat aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Er versucht, uns alle zu schützen. Ich kann beim besten Willen nicht begreifen, wie ignorant viele unserer Mitbürger mit der Gefährdung durch Corona umgehen. Müssen diese Ignoranten und Corona-Leugner denn erst am eigenen Leibe oder dem ihrer Angehörigen erfahren, was es heißt, an Corona zu erkranken oder gar zu versterben??? Ich wünsche es ihnen wahrlich nicht.

  5. In der Lippischen Landeszeitung vom Mittwoch wurde fast ganzseitig über die Gegner der Testpflicht in Schulen berichtet. Und siehe da, Frau Dina Töws ist eine der Initiatorinnen und Unterschriftensammlerinnen in Sachen „Offener Brief der Eltern“. Man erinnert sich , wenn auch ungern, dass eben jener Dame wir auch das Ende des Freibades verdanken mit ihren 2200 Unterschriften, das Lügengerüst des damaligen Bürgermeisters in glühender Verehrung unterstützend , gegen unser Freibad !!!
    Neben der schlicht unmenschlich gefährlichen Äußerung, Infektionsschutz dürfe nicht Vorrang haben vor „anderen Bedürfnissen“ der Kinder, ist der Hinweis auf die „Informelle Selbstbestimmung“ purer Blödsinn (bei jedem Frisörbesuch wird Name und Adresse hinterlassen!!) , und noch schlimmer wird es , wenn man entsetzt liest, dass ja 96, 4 % der Deutschen noch nicht infiziert seien !!!! Und darum müsse man auch nicht testen…….
    Jeder Erkrankte und noch schlimmer jeder Verstorbene ist unsäglich menschliches Leid !!!
    Kein Zweifel besteht mehr, dass diese Störversuche unseren mutig konsequent transparenten Bürgermeister in Misskredit bringen sollen, und Frau Töws sich als Steigbügelhalterin für die Wiederkehr des ehemaligen Bürgermeisters geriert !!! Ob Menschen sterben (vielleicht sogar Kinder) stört sie dabei überhaupt nicht. Solche penetrante Dummheit müsste doch eigentlich weh tun…..

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