Den meisten ist bewusst, was Karfreitag passierte, Ostern auch, das Fest, die Auferstehung Jesu, ist der höchste kirchliche Feiertag; was passierte aber am Karsamstag vor knapp 2000 Jahren?
„Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab des Herrn und betrachtet sein Leiden und seinen Tod“, schreibt das Messbuch vor. Dieses ist ein liturgisches Buch der lateinischen Kirche und beschreibt den Ablauf der Messe für die Feier der Eucharistie an Sonn-, Fest- und Werktagen. Gottesdienste gibt es nicht, und die Altäre bleiben leer. Doch in der christlichen Überlieferung ist der „stille Tag“ vor dem Osterfest voller wichtiger und wundersamer Geschehnisse.
Rückblick:In Jerusalem herrscht strenge Sabbatruhe, doch durch die Stadt schwirrt das Gerücht, ein Erdbeben habe auf den Friedhöfen Gräber geöffnet. Tote seien auferstanden.. Manche erzählen sogar, Tote seien auferstanden.
Die Hohepriester sind alarmiert: Sie wissen, dass Jesus seine Wiederkehr und den Gläubigen ewiges Leben versprochen hat. Deshalb fordern sie jetzt den römischen Statthalter Pilatus auf, das Grab bewachen zu lassen, „damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist auferstanden von den Toten.“ Prompt ziehen am Grab Legionäre auf.
Maria, die anderen Verwandten Jesu, die Apostel, Jüngerinnen und Jünger halten sich aus Furcht vor den jüdischen Tempelwächtern versteckt. Sie haben Angst, ebenfalls verhaftet und ans Kreuz geschlagen zu werden. Deshalb planen sie, gleich am nächsten Tag in ihre Heimat nach Galiläa zu fliehen.
Am Abend nach der Sabbatruhe wagen sich drei Jüngerinnen auf den Markt, um Öl und „Spezereien“ zu kaufen: Sie wollen am Sonntagmorgen nach jüdischer Sitte den Leichnam Jesu salben.
Jesus selbst steigt nach christlicher Überlieferung am Samstag in die Unterwelt hinab, lässt seine Engel den Satan fesseln und erlöst Adam mit vielen anderen Toten. Die Bibel deutet das nur an, aber das apokryphe, also das verborgene Nikodemus-Evangelium erzählt von der „Höllenfahrt Christi“. Der Bericht entsteht wohl gleichzeitig mit den vier anerkannten Evangelien, findet aber keine Aufnahme in die Bibel.
Die berühmte Heilige Anna Katharina Emmerick (1774-1824) schildert in einer berühmten Vision: „Die Vorhölle war mit einer grauen, nebligen Sphäre umgeben und in verschiedene Kreise geteilt. Der Heiland, leuchtend und von den Engeln wie im Triumphe geführt, drang zwischen zweien dieser Kreise hindurch, deren linker die Altväter bis auf Abraham, deren rechter die Seelen von Abraham bis Johannes den Täufer erfasste. Der Herr aber drang zuerst in einen nebeligen Raum, wo sich Adam und Eva befanden…“
Heute gilt die Höllenfahrt am Karsamstag als zweifelhafte Legende. Im Glaubensbekenntnis heißt es nur knapp: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes – am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ Als Kardinal sagte Papst Benedikt XVI. dazu, dass „vielleicht kein Glaubenssatz unserem heutigen Bewusstsein so fern steht wie der über den Abstieg Jesu in das Totenreich“. Es gebe eine Tendenz, die Aussage einfach zu übergehen, um schließlich ohne Verluste etwas loszuwerden, was unserem Denken fremd geworden sei.

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