Es ist still. Zumindest stiller als sonst. Die Kontakte sind eingeschränkt. Auch in den Geschäften herrscht kein fröhliches Treiben; alles geht nur mit Terminvergabe – viel Platz für den Einzelnen. Begegnungen mit Maske schaffen Abstand, längere Gespräche finden nicht mehr statt.
Ein Restaurantbesuch in fröhlicher Runde ist nur eine Erinnerung oder ein Wunsch für die Zukunft. Die Schulen öffnen vorsichtig – Wechselunterricht – kleine Gruppen auf Abstand, von Normalität nicht zu reden.
Es ist still. Zumindest stiller als sonst. In Deutschland und überall auf der Welt trauern Menschen um ihre Angehörigen. Viele sind an Covid-19 gestorben, aber auch an anderen Krankheiten. Jeder einzelne hinterlässt eine Lücke, die nicht wieder zu füllen ist. Abschied tut weh – Trauer braucht ihre Zeit.
Es ist still. Zumindest stiller als sonst. Karsamstag. Der Leichnam Jesu liegt im Felsengrab. Alle Lebendigkeit, alle Fröhlichkeit, alle Hoffnung auf eine bessere Welt ist mit ihm begraben. Auch die Jünger halten Distanz zueinander. Man trifft sich höchstens in kleinen Gruppen – so wie die Frauen, die Jesu Grab besuchen. Gesprochen wird wenig – es fehlen die Worte nach den schrecklichen Ereignissen an Karfreitag. Sie können es noch nicht fassen, dass Jesus, ihr Herr, ihr Freund am Kreuz gestorben ist.
Es ist still – doch bei genauem Hinsehen erscheint ein Hoffnungsschimmer am Rand des Horizonts. Schon der Karsamstag atmet die Hoffnung von Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung. Ganz zaghaft wächst die Gewissheit, dass sich das Leben Bahn brechen wird – gegen alle Erwartung. Jesus wird nicht in seinem kalten Felsengrab bleiben, er wird seinen Auftrag beenden und an seine Jünger und Jüngerinnen weitergeben.
Es ist still – doch der Hoffnungsschimmer wird langsam heller und mit ihm die Gewissheit, dass den Menschen, die wir betrauern, neues Leben geschenkt wird – in Gottes Nähe. Das macht uns ruhig und zuversichtlich.
Es ist still. Aber die Hoffnung wächst – ganz zaghaft – dass in den nächsten Monaten das Leben zurückkehrt, ganz vorsichtig – Schritt für Schritt. Es wird auch über Ostern noch stiller sein als sonst, aber mit zunehmenden Impfungen werden die Kontakte, die Besuche, die Reisen, die Geselligkeit zurückkehren. Wir werden uns wieder umarmen und uns nahe sein. Wir brauchen noch etwas Geduld – aber am Ende wird das Leben siegen, so wie Jesus Christus es uns versprochen hat: Ich lebe und ihr sollt auch leben! (Johannes 14,19)
von Pfarrerin Johanna Krumbach