Viele Augustdorfer haben vermutlich schon laute, dumpfe Schüsse durch die Garnisonsgemeinde schallen hören. Die Einheiten der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ übt in dieser und der nächsten Woche das Schießen mit verschiedenen Waffensystemen auf dem Truppenübungsplatz Senne. Damit es nicht zu laut wird, hat die Bundeswehr eine Software entwickelt, die die Immissionen überwacht.
Der Truppenübungsplatz Senne rahmt die Gemeinde Augustdorf ein. Im Norden befinden sich die Standortübungsplätze Schapeler Hof und Stapel, im Süden die Schießbahn Alpha und die Schießbahn Bravo. Die geringste Entfernung von der Schießbahn Bravo zu Anwohnern der Haustenbecker Straße beläuft sich auf grade einmal zwei Kilometer, was zu einer hohen Lärmbelästigung führt – teilweise sogar bis in die späten Abendstunden.
Doch die Bundeswehr macht deutlich, dass ihr die Sorgen der Bürger nicht egal ist und dass sie an einer Reduzierung der Immissionen arbeitet. „Durch unsere speziell entwickelte Software können wir den Lärm minimieren“, weiß Presseoffizier Hauptmann Martin Waltemathe. Schließlich ist die Bundeswehr durch das Bundesimmissionsschutzgesetz gefordert, konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Lärmbelästigung in der Nachbarschaft von Truppenübungsplätzen und Schießanlagen zu treffen.
Die Software der Bundeswehr simuliert und beurteilt die Lärmbelästigung durch die geplante Übung und zeigt durch ein Farbschema auf einer Karte an, wo die Immissionen überschritten werden. „Dann können wir reagieren und entsprechend umplanen. Die Software ist unsere Basis für ein kooperatives Lärmmanagement“, erklärt Waltemathe. Seit 2010 ist die Bundeswehr verpflichtet, die Software zu nutzen. Sogar die britischen Streitkräfte nutzen seit 2011 diese von der Bundeswehr eigens entwickelte Technik.
Gelegentlich erreicht auch die Gemeinde Augustdorf Klagen von Augustdorfer Bürgern und Anwohner der Anrainergemeinden über Lärmbelästigung durch den Truppenübungsplatz. Durch das Grundgesetz hat die Bundeswehr einen Verteidigungsauftrag, dem sie nachkommt. Dieser steht im Spannungsfeld zu den Klagen der Anwohner. In einem Gespräch mit Oberst Stephan Willer, Kommandeur der Panzerbrigade 21 „Lipperland“, hat Bürgermeister Thomas Katzer auch über das Thema „Lärm und Immissionsschutz“ gesprochen.
Aus dem Gespräch habe Katzer viel mitgenommen, um mit den Sorgen der Bürger besser umgehen zu können. „Die Schießübungen sind notwendig, um zu lernen, wie wir Leben und Freiheit verteidigen. Ohne scharf zu schießen ist eine Truppenausbildung nicht denkbar“, erklärt Oberst Willer. „Der Lärm ist der Preis für unsere Freiheit. Den müssen wir akzeptieren, schließlich ist die Ausbildung der Bundeswehr notwendig und wichtig“, macht Thomas Katzer deutlich.
50 Wochen pro Jahr darf es lauter werden
Durch das „Joint Vision Statement“ haben im Oktober 2018 die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihr britischer Amtskollege Gavin Williamson festgelegt, wie der Truppenübungsplatz Senne genutzt werden darf. „Der Vertrag garantiert der Bundeswehr zehn Woche pro Jahr in der Senne Schießübungen durchzuführen“, erklärt Hauptmann Waltemathe. Die Briten dürfen 40 Wochen im Jahr den Truppenübungsplatz Senne für ihr Ausbildungsprogramm nutzen. „Der Truppenübungsplatz Senne ist eines der zentralen Ausbildungszentren der Briten“, weiß Waltemathe. Dadurch kann es in der Zukunft vermehrt lauter werden in Augustdorf. „In den vergangenen 24 Monaten gab es nur einen minimalen Schießbetrieb. Es war also eine lange Zeit sehr ruhig. Viele Bürger sind die Übungen daher nicht mehr gewohnt“, sagt der Presseoffizier. Mitte des Jahres ist ein sogenanntes „Stakeholder-Treffen“ mit den Anrainerkommunen, den Landkreise, Bürgermeister und Mandatsträgern geplant, in dem geklärt werden soll, wie die Nutzung des Standortes genau ablaufen soll. (pal)