Fast 180 Jahre lang galt der Wolf in Deutschland als ausgestorben. Langsam kehrt er wieder in seine alten Lebensräume zurück. Erst am 16. Januar wurde ein Wolf in Augustdorfs Nachbarschaft gesichtet. Ein Bürger hat ihn auf einem Acker nahe der Stadt Lage fotografiert. Schon wenige Wochen zuvor – im Dezember 2020 – ging ein Wolf im Waldgebiet bei Lage nahe Augustdorf in eine Fotofalle. Unklar ist, ob es sich um dasselbe Individuum handelt.
Der Wolf, der im Dezember gesichtet wurde, ist in die Fotofalle von Thomas Pusch, Sprecher des Landesfachausschuss Wolf des Nabu, gegangen. „Die Fotofalle haben wir eigentlich aufgestellt, um damit Wildkatzen für ein Wildkatzenprojekt zu fotografieren“, erzählt Pusch. Dass ein Wolf in die Falle gegangen sei, sei Zufall gewesen. Geprüft hat die Aufnahmen die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Über Geschlecht, Alter und Identität des Tieres ist nichts bekannt, heißt es auf www.wolf.nrw. Auf dieser Website dokumentiert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) Wolfssichtungen in Nordrhein-Westfalen.
Der Mensch ist für den Wolf im Normalfall uninteressant. Anders sieht das bei Hunden aus. „Hunde, die in sein Gebiet eindringen, können als Feind wahrgenommen und angegriffen werden. Für den Hund kann das gefährlich werden“, sagt Pusch.
Thomas Pusch schätzt es als unwahrscheinlich ein, während eines Spaziergangs auf einen Wolf zu treffen. Es sei aber nicht unmöglich, wie der Fall des im Januar in Lage fotografierten Wolfs zeigt. Mitten am Nachmittag ist das Tier einem Bürger vor die Linse gelaufen. „Wenn Sie einen Wolf treffen, sollten Sie sich vorsichtig verhalten und langsam zurückgehen, aber nicht in Panik geraten“, rät Thomas Pusch. Er sollte auf keinen Fall mit Futter oder ähnlichem angelockt werden.
Nutztieren kann der Wolf gefährlich werden, zum Beispiel Pferden auf der Koppel. „Pferde sind wehrhafte Tiere und eine Herausforderung für den Wolf. Kleinen Pferden und Ponys kann er aber durchaus gefährlich werden. Das ist in Teilen von Deutschland schon vorgekommen“, stellt Thomas Pusch klar.
Direkt in Augustdorf wurde noch kein Wolf registriert, in der Senne und Augustdorfs Nachbarschaft dagegen schon. Neben den beiden kürzlichen Wolfssichtungen in Lage gab es seit 2016 zehn Sichtungen im Kreis Lippe und drei in Schloss Holte-Stukenbrock.
Für Wolfssichtungen zuständig ist das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). 2016 wurde der erste Wolf in Lippe nachgewiesen. Zuerst tauchte er in Barntrup auf. Seit 2018 gilt die Senne als Wolfsgebiet. Damals wurde in der Senne mehrfach eine Wölfin wahrgenommen.
Dass es den Wolf etwa 180 Jahre lang in Deutschland nicht gab, ist die Schuld des Menschen. Durch Kriege hat sich die Zahl der Wildtiere stark dezimiert. Dem Wolf hat es an Nahrung gefehlt. Im Krieg gefallene Soldaten, die auf den Felder liegen geblieben sind, haben ihn auf der Suche nach Futter in die Nähe des Menschen gelockt. Daraufhin haben ihn die Menschen ausgerottet, um sich selbst und ihren Viehbestand zu schützen. (pal)