Sebastian Cordes blättert die Akten durch und kann die Welt nicht verstehen. Der gebürtige Augustdorf hat nur einen Wunsch: „Ich möchte meine Kinder wieder sehen“, erklärt er gegenüber den AUGUSTDORFER NACHRICHTEN.
Die Geschichte des 32-Jährigen ist auch gleichzeitig ein Abbild, welche Rechte Väter in Deutschland haben, wenn sie getrennt von ihren Kindern leben – nämlich bislang nur wenige.
Die Geschichte von Sebastian Cordes beginnt 2016. „In dem Jahr habe ich meine damalige Frau Susanne*, kennengelernt“, berichtet er. Die Beziehung mit der 24-Jährigen gestaltet sich nach Cordes Aussagen als schwierig. Denn es scheint nicht klar zu sein, ob Sohn Lukas*, der 2017 geboren wird, von Sebastian Cordes stammt. „Ich habe aber die Vaterschaft anerkannt“, berichtet der Vater, der seine Susanne im Dezember 2017 heiratet.
In den kommenden zwei Jahren zieht das junge Pärchen mehrmals um. „Erst sind wir in eine Zwei-, dann Drei- und dann in eine Vierzimmerwohnung gezogen“, berichtet der Schweißer, der auch immer viel auf Montage unterwegs ist.
In der Zeit, so berichtet es Sebastian Cordes, habe ihn seine Frau betrogen. Im Juni 2019 kommt dann Töchterchen Maja* zur Welt. Nur einen Monat später trennen sich Sebastian und Susanne. Die Mutter zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und nimmt die Kinder mit. „Und dann hat sie mir noch gesagt, dass beide Kinder eventuell nicht von mir sind“, berichtet Cordes.
Trotzdem sieht am Anfang noch alles nach einer einvernehmlichen Trennung aus. Mittwochs und am Wochenende darf Sebastian Maja sehen; nach Aussagen des Vaters läuft alles harmonisch. Bis dann plötzlich im Juni 2020 die Mutter jeglichen Besuch unterbindet. „Es gab keine Begründung, gar nichts“, so Cordes. Er kämpft um seine Kinder, schaltet das Jugendamt und einen Anwalt ein.
Das Gericht erlaubt ihm seine Tochter zu sehen, einmal pro Woche, in einer Einrichtung, unter Aufsicht des Jugendamtes. „Es wurde festgelegt, dass diese Regelung für zwei Monate gilt, um festzustellen, wie ich mit Maja umgehe.“ Sebastian Cordes legt der Redaktion Schriftstücke von seinem Anwalt vor, die bestätigen, dass das Jugendamt nicht nur nichts auszusetzen hat, sondern die Besuche als „sehr positiv“ beschreibt.
Nach dem Ende der zwei Monate sollte, so war es vorgesehen, Sebastian Cordes seine Tochter wieder in seinem häuslichen Umfeld sehen können – regelmäßig. Daraus wurde aber nichts. „Meine Exfrau weigert sich einfach grundlos, dass ich meine Kinder sehen kann“, erklärt er verzweifelt. Ein Test bestätigt mittlerweile die Vaterschaft des 32-Jährigen von beiden Kindern. Doch nach Aussagen Cordes sind Jugendamt und Gericht machtlos. „Wenn eine Mutter nicht möchte, dass der Vater seine Kinder sieht, hat er keine Chance“, so Sebastian Cordes.
Während er das sagt, zeigt er auf eine Ecke in einer Wohnung. Dort stehen noch immer die Geschenke, die er seinen Kindern zu Weihnachten gekauft hat. „Ich hoffe, dass ich sie bald mal sehen kann, so dass sie noch die Geschenke auspacken können“, erklärt er. Seine Wohnung hat er so eingerichtet, als würden beide dort wohnen. Sein Schlafzimmer hat er für die Kinder hergerichtet, er selbst schläft auf dem Sofa, an den Wänden hängen überall Bilder von Maja und Lukas. Eigentlich sieht alles aus wie eine Wohnung, in der die Kinder nur eben nach draußen gegangen sind, um zu spielen. Aber Sebastian Cordes ist ganz allein.
Aufgeben will er trotzdem nicht. „Mich interessieren nur meine Kinder, ich möchte sie sehen, mit ihnen spielen, ihnen ein Vater sein“, erklärt er.
(* Name geändert)