Auf einmal musste alles ganz schnell gehen. Denn eigentlich sollten erst am Sonntag die Impfungen in Augustdorf an die Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims verabreicht werden. „Dann erhielten wir am Wochenende aber auf einmal die Ampullen mit dem Hinweis, dass diese bis Samstag 19 Uhr verabreicht werden müssten“, berichtet die stellvertretende pflegerische Hausleitung Manuela Rosner vom vergangenen Wochenende.
Das Team nahm schnell Kontakt mit der Ärztin Gabriele Sbrisny vom mobilen Impfteam auf. „Die hat glücklicherweise gleich zugesagt und war dann Samstagmorgen vor Ort“, erklärt Manuela Rosner. Bis kurz vor 16 Uhr hatte die Ärztin alle Hände voll zu tun, um 23 Mitarbeiter und 37 Bewohner zu impfen.
„Allen geht es gut und wir sind superglücklich, dass wir die erste Impfung erhalten haben“, erklärt die stellvertretende pflegerische Hausleitung den AUGUSTDORFER NACHRICHTEN. Das sei“, so Manuela Rosner ein Schritt Richtung Normalität.
Bürgermeister Thomas Katzer zeigte sich über den Start der Impfungen erfreut. „Das ist ein gelungener Start in eine gute und sichere Zukunft“, erklärte er am Wochenende gegenüber der Redaktion. Er selbst werde sich, sobald er an der Reihe sei, so schnell wie möglich impfen lassen, „um mich und meine Familie zu schützen.“
Wann die zweite Impfung ins Seniorenheim kommt, wissen die Mitarbeiter vom Seniorenheim jedoch nicht. Denn: Einige Virologen erwägen, zunächst viele Menschen zu impfen und die zweite Dosis hinauszuzögern. Die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde zeigt sich zurückhaltend.
Die Briten haben es vorgemacht, jetzt melden sich auch in Deutschland mehr Stimmen, die diese Überlegung ins Spiel bringen: Kann die zweite Dosis der Corona-Impfung warten, um am Anfang möglichst schnell möglichst viele Menschen mit einer ersten Impfung zu versorgen?
Diese Idee ist nicht unplausibel. Doch die europäische Zulassungsagentur für Arzneimittel (Ema) verpasste solchen Überlegungen am Freitag erst einmal einen Dämpfer. Zwar sei eine Obergrenze für den zeitlichen Abstand zwischen den Dosen nicht explizit definiert, teilte die Ema mit. Doch der Wirksamkeitsnachweis basiere auf Zulassungsstudien, bei der die Dosen im Abstand von 19 bis 42 Tagen verabreicht wurden.
Den Abstand von Erst- und Zweitimpfung auf mehrere Monate auszuweiten stehe nicht im Einklang mit den Bestimmungen und wäre als Off-Label-Anwendung zu werten, hieß es. Damit ist gemeint, dass der Impfstoff dann außerhalb des Rahmens gebraucht würde, den Arzneimittelbehörden und Kassen genehmigt haben. Eine entsprechende Änderung der Zulassung bedürfe zusätzlicher Studien, „da es zurzeit keine Daten gibt, die einen Schutz nach der ersten Dosis über zwei bis drei Wochen hinaus zeigen“.
Seit einigen Tagen diskutieren europäische Virologen und Impfstoffforscher darüber, ob man die nötige zweite Impfdosis später verabreichen könnte, um mit den knappen Vorräten zunächst möglichst viele Menschen zu impfen. „Da der Abstand zwischen beiden Impfungen mit großer Wahrscheinlichkeit in weiten Grenzen variabel sein kann und der Schutz auch nach einer Impfung schon sehr gut ist, ist es durchaus überlegenswert, bei Impfstoffmangel zunächst bevorzugt die erste Impfung zu verabreichen“, hatte etwa Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut, gesagt.